Am heutigen 8. März ist Internationaler Frauentag. Es geht an diesem Tag um Gleichberechtigung – im Arbeitsleben, in der Gesellschaft und vor dem Gesetz: Seit mehr als 100 Jahren machen Frauen auf die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern aufmerksam.
Zwar herrscht in den westlichen Industrieländern wie auch in der Schweiz zumindest nach dem Gesetz Gleichberechtigung. Das Ringen um Gleichstellung bleibt dennoch aktuell.
Axa-Studie belegt: Frauen stehen mehr unter Druck
Eine aktuelle internationale Studie der Axa zur mentalen Gesundheit zeigt: Frauen sind deutlich grösserem Druck ausgesetzt als Männer. Aufgrund ihres Geschlechts werden sie in unterschiedlichen Lebensbereichen beispielsweise fast doppelt so häufig mit unerwünschten Kommentaren konfrontiert wie Männer. In gleichem Masse werden regelmässig ihre Fähigkeiten angezweifelt.
In der Studie gaben 24 Prozent mehr Frauen als Männer an, sich einsam zu fühlen, und 22 Prozent mehr weibliche Befragte leiden unter Stress. Der Faktor Stress wird bei den betroffenen Frauen gleichzeitig befeuert, indem sie mehr als dreimal so häufig unter unfair verteilten häuslichen Verantwortungen leiden und damit verbunden seltener Zeit für sich selbst haben.
Studie
An den Befragungen für die Axa Mind Health Studie haben im Herbst 2022 rund 31’000 Personen zwischen 18 und 74 Jahren in 16 Ländern teilgenommen, davon 2000 in der Schweiz. Die Online-Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Ipsos organisiert.
Belegt ist durch viele Analysen auch: Immer noch verdienen viele Frauen bei gleicher Arbeit im Schnitt weniger als Männer. In Führungspositionen in Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind Frauen weiter unterrepräsentiert.
Frauenanteil im Management steigt - doch nur langsam
So zeigt der Schilling Report 2022 zwar, dass in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten der grössten Schweizer Firmen immer mehr Frauen sitzen. Doch ist es bis zu einer Parität noch ein weiter Weg, vor allem ganz an der Spitze. Generell steigt der Frauenanteil im Management von Schweizer Grossfirmen nur langsam.
Dennoch lassen die neusten Daten aufhorchen. Seit 17 Jahren verfolgt der Zürcher Personalvermittler Guido Schilling die Entwicklung der Geschlechterzusammensetzung auf der obersten Führungsebene. Während 13 Jahren veränderte sich der Frauenanteil schleppend – und setzte dann über die vergangenen vier Jahre zu einer Trendwende an mit einer raschen Aufwärtsentwicklung.
Damit ist die Schweizer Wirtschaft auf gutem Weg, die von der Politik gesetzten Richtwerte zu übertreffen. Vorgesehen sind 20 Prozent Frauen in den Geschäftsleitungen bis 2031 und 30 Prozent in den Verwaltungsräten bis 2026.
2022 waren laut Schilling-Report ein Viertel der neu berufenen Geschäftsleitungsmitglieder weiblich. Ein Fünftel der untersuchten Firmen haben damit mindestens drei Frauen in der Geschäftsleitung.
Jede zweite Verwaltungsratsstelle wird weiblich besetzt
Auf mehr weiblichen Sachverstand setzen Verwaltungsräte. Jede zweite Verwaltungsratsstelle wurde 2022 weiblich besetzt. Generell stieg der Frauenanteil in VR-Gremien Schweizer Grossunternehmen innert Jahresfrist auf 29 Prozent von 26 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Schweizer Grossfirmen verfügen somit über mehr als drei Frauen im Aufsichtsgremium. Dabei nehmen Versicherer eine gute Position ein - wobei es in der Pipeline bei der Förderung weiblicher Spitzentalente noch Luft nach oben gibt.
CEO-Positionen werden noch selten an Frauen vergeben
Mangelware sind Frauen noch auf CEO-Posten. Von den grössten 100 Schweizer Firmen werden gerade einmal zehn von Frauen geleitet. Dies ist zwar doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren, doch bleiben Frauen in dieser Funktion deutlich unterrepräsentiert.
Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Finanzchefinnen in Schweizer Grossfirmen von sieben auf 14. Dies streicht der Schilling-Report als bedeutend heraus, denn die CFO-Position gilt als ein Sprungbrett in die Unternehmensleitung. Immerhin ein Fünftel der Firmen beschäftigt damit entweder einen weiblichen CEO oder CFO.
Mehr Diversity ist attraktiv für Top-Talente
Mehr Diversität bedeutet, sich von alten Rollenmodellen zu verabschieden. «Noch gibt es allerdings viele Arbeitgeber, die erst am Anfang stehen mit der Entwicklung einer familienfreundlichen Personalpolitik und deren Mehrwert auch noch zu wenig erkennen», sagt Guido Schilling. Anders als in vielen europäischen Ländern sei es in der Schweiz noch nicht üblich oder Ziel der HR-Strategie, dass Frauen auch mit Familie zu hohen Pensen weiterarbeiten und Karriere machen.
Dagegen haben erfolgreiche Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil in der Führung laut Schilling erkannt, dass sie von mehr Diversity in der Zukunft auch einen Wettbewerbsvorteil haben. Denn für die nächste Generation, die in den Arbeitsmarkt eintritt, werden Fragen wie Gleichstellung sowie auch Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf eine wichtige Rolle spielen. Entsprechend wichtig sei es, bereits an der Basis talentierte Frauen zu gewinnen und in diese mit attraktiven Anstellungsbedingungen, zeitgemässen Anstellungsbedingungen und entsprechender Flexibilität bei Mutterschaftspausen zu investieren.
1 Kommentar
Bei der Gender Diskussion vermissen wir in den Vergleichen, ob auch die Arbeits-zeit (Tage/Stunden) gleich ist! Frauen haben oft 3 Tagewoche, oder 50% Pensen, wenn noch Kinder im Haushalt sind. Eine Gender- und Arbeitszeit-Vergleich sollte inkludiert
werden.