Französische Weinhersteller sind auf der Such nach neuen Investoren. Und für nur 1000 Euro kann jeder dabei sein.

Laut Unternehmer Maxime Debure aus Bordeaux brauchen Winzer in seiner berühmten Weinregion und in anderen Landesteilen Geld– - und sie seien offen dafür, dieses über das Internet von privaten Investoren mit kleineren Geldbörsen einzusammeln. Der 38-Jährige hat eine Crowdfunding-Webseite mit dem Namen Wine-Funding gegründet. Über diese Plattform kann sich jeder an einem Weingut beteiligen, das gegründet, renoviert oder erweitert wird.

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Fokus auf kleinere Produzenten

Normalerweise würden 1000 Euro gerade mal für ein paar Flaschen edlen Weins aus Frankreichs bekanntesten Regionen wie Bordeaux reichen. Für einen Sitz am Aktionärstisch der berühmtesten Châteaus genügt die Summe aber nicht.

Die Webseite von Debure hat den Fokus auf kleinere Weinproduzenten gelegt. In der grössten Finanzierungsaktion, die derzeit läuft, werden 1 Millionen Euro eingesammelt. Damit soll ein Weingut auf Vordermann gebracht werden, das Lussac-Saint-Emilion Rotwein herstellt.

Projekte ausserhalb Frankreichs

«Kleine und mittelgrosse Weinproduzenten sind unterfinanziert. Und das in einer Branche, die hohe Investitionen verlangt», sagt Debure. «Weinbau braucht Finanzmittel, um den Betrieb modern zu halten und den Export aufzubauen. Crowd-Funding kann hier Abhilfe schaffen.» Zudem würden sich Verbindungen zwischen Weinproduzenten und Weinliebhabern knüpfen lassen.

Die Plattform von Debure hatte sich im vergangenen Monat für Gebote geöffnet. Geplant ist, dass auch Projekte aus anderen Ländern wie Italien und Südafrika akzeptiert werden. Zwar liegt der Schwerpunkt auf Investoren. Doch die Webseite erlaubt es auch, dass Konsumenten den Weinherstellern kleinere Summen leihen und die Rückzahlung später in Form von fertigen Produkten in Flaschen erfolgt – eine Art Anleihemodell.

Britisches Vorbild

Das Geschäftsmodell folgt dem der britischen Naked-Wines. Die von Konsumenten finanzierte Wein-Webseite, die im jüngsten Geschäftsjahr auf einen Umsatz von 100 Millionen Pfund (128 Millionen Euro) kam, war vergangenes Jahr von Majestic Wine für 70 Millionen Pfund übernommen worden.

Frankreich ist die Nummer zwei unter den Ländern mit der höchsten Weinproduktion, gemessen am Volumen, nachdem es 2015 hinter Italien zurückgefallen war. Das geht aus Daten der International Organisation of Vine and Wine hervor. Danach folgen Spanien, die USA und Argentinien.

«Wir brauchen Kapital»

«Wir wollen Investoren, die Wein im Besonderen verstehen», sagt Patrick Ribouton vom Vermögensverwalter La Francaise. Er leitet das Renovierungsprojekt für Le Château La Tour de Ségur, das sich derzeit online um das Einsammeln von 1 Million Euro bemüht, um eine 4,5 Millionen schwere Finanzierung auf den Weg bringen. «Wir brauchen Kapital. Und dies ist eine Quelle für Finanzmittel, um unsere Finanzierungsrunde abzuschliessen.»

Riboutons Projekt – wie alle anderen auch – wurde zunächst von einem Expertenausschuss unter die Lupe genommen, zusammengestellt von Debure. Zu den Mitgliedern zählt beispielsweise Gérard Margeon, Chef-Sommelier des französischen Michelin-Sterne-Kochs Alain Ducasse.

Prominente Investoren

Die Riege der Weininvestoren reicht von Familienerben bis hin zu Unternehmen wie dem Luxusgüter-Konzern LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton, der das Château Cheval Blanc besitzt, sowie dem Versicherer Axa, der das Château Pichon-Longueville kontrolliert. Die Schauspieler Angelina Jolie und Brad Pitt haben ebenso Geld in Wein gesteckt wie der chinesische Milliardär Jack Ma vom Online-Händler Alibaba.

(bloomberg/mbü)