Proptech ist ein schwammiger Begriff: Wie umschreiben Sie in wenigen Worten diese Art von Firmen?

Unter dem Begriff Proptech fassen wir alle Firmen zusammen, die die Teilbereiche Property und Technology miteinander verbinden, also alles, was man unter dem Wort «Gebäudetechnologie» zusammenfassen kann. Es sind meist junge Firmen, die neue Geschäftsmodelle oder digitale Prozesse in der Immobilien- und Bauwirtschaft lancieren, entwickeln und vorantreiben.

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Lars Sommerer Swiss Proptech

Lars Sommerer leitet das Immobiliennetzwerk Swiss Proptech. Zuvor war Sommerer unter anderem für die Immobilienvermittlungsplattform Newhome tätig.

Quelle: ZVG

Welche drei Schweizer Proptechs haben ein besonders interessantes Angebot?

Das kann ich so pauschal nicht beantworten. Die Schweizer Proptechs sind in Teilbereichen der Gesamtindustrie tätig. So kann es sein, dass ein Proptech im Bauwesen, in der Visualisierung, in der Vermarktung oder der Bewirtschaftung einer Immobilie aktiv ist. 

Von den über 370 auf der Schweizer PropTech Map gelisteten Firmen gibt es eine Handvoll, welche bereits den Sprung ins Ausland gewagt hat. Dazu zählt beispielsweise eSmart, das im Smart-Building-Bereich recht erfolgreich ist. Oder PriceHubble, die Immobilienbewertungen und Objekteinsichten basierend auf Big Data Analytics und künstlicher Intelligenz ermöglicht. Andere Firmen wie Properti bringen neue Ansätze in der Vermarktung und der Bewirtschaftung von Immobilien.

An welchen drei Hürden scheitern Schweizer Proptechs besonders oft?

In der Schweiz sind noch nicht so viele Proptechs gescheitert. Was auch daran liegt, dass die Proptechs häufig «bootstrapped» sind – sie sind also relativ gut und langfristig mit eigenen finanziellen Mitteln ausgestattet.

Fehlendes Kapital ist nämlich international gesehen eine der Hürden, die Proptechs zum Straucheln bringen. Weitere Hürden sind Probleme bei der Skalierung sowie die richtige Einstellung beim Startup-Team.

Welcher Teil der Schweizer Immobilienbranche ist besonders dringend auf Innovationen von Proptechs angewiesen?

Die digitale Transformation macht vor keinem Branchensegment und vor keinem Produkt halt – dies hat die Vergangenheit gezeigt. Die Immobilienbranche hat in vielen Feldern immer noch einen grossen Nachholbedarf, was die Digitalisierung angeht.

Die «Handelszeitung» gibt der Immobilienbranche das Wort: Jeden Freitag liefert eine Expertin oder ein Experte Einschätzungen zu den wichtigsten Entwicklungen im Markt. Lesen Sie hier einige der Gespräche aus den vergangenen Wochen:

Immobilien sind ein Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft – die «Handelszeitung» macht sie zu einem Schwerpunkt in der Berichterstattung.

Verdichtung, Nachhaltigkeit und Wohnungsmangel sind Schlagwörter, welche die Schweizer Immobilienbranche aktuell stark beschäftigen. Welche Proptechs sind auf diesen Feldern tätig?

Hier haben wir einige spannende Firmen, welche innovative Geschäftsmodelle vorantreiben. Dabei geht es um digitale Machbarkeitsanalysen, Visualisierungslösungen, aber auch die Offenlegung von Verdichtungspotenzialen. 

Eine grosse Bedeutung kommt auch Virtual Reality (VR) sowie dem digitalen Zwilling zu. Diese Technologien erlauben ein als real empfundenes Erlebnis, welches die Immoblie schon in seiner Planungsphase erlebbar macht. 

Durch diese stärkere Erlebbarkeit des Gebäudes können beispielsweise potenzielle Einsprachen oder Bauverzögerungen um ein Vielfaches besser bedient beziehungsweise verhindert werden. 

Prominente Beispiele für Visualisierungen sind hier Hegias und Archilyse. Bei dem Thema Verdichtung gehört Raumpioniere zu den Vorreitern. Und Realcube setzt einen Standard, um die Nachhaltigkeit von Immobilien korrekt und einheitlich analysieren zu können.

Wie stark ist die Schweizer Immobilienwirtschaft im Vergleich mit dem Ausland digitalisiert?

Wenn wir an unsere grossen Geschwister im angelsächsischen Raum denken, dann hinkt die Digitalisierungsstrategie hierzulande wohl noch etwas hintennach. Wenn wir uns aber mit unseren direkten Nachbarn und ihren Digitalisierungsinitiativen vergleichen, dann können wir uns durchaus sehen lassen. Die Schweizer Immobilien- und Bauwirtschaft hat die grossen Trends erkannt und stellt sich darauf ein. Es geht immer stärker und schneller voran.

Raiffeisen, Helvetia, Swiss Life, UBS und andere grosse Akteure auf dem Immobilienmarkt treiben je eigene Ökosysteme voran. Verhindert dies Innovationen, wenn jeder Konzern eigene digitale Lösungen plant?

Das Gegenteil ist der Fall, Innovation wird dadurch noch gestärkt. Früher oder später sieht sich jede Startup-Gründerin und jeder -Gründer mit dem Thema Wachstumsfinanzierung konfrontiert. Grosse Konzerne und ihre Innovationsbudgets bieten hier eine dankbare und logische Hilfe.

In der Immobilienbranche sind zumindest auf Führungsebene Frauen untervertreten. Welche vier Frauen stechen mit ihren Proptech-Unternehmen hervor?

Es gibt sie. Man muss sie nur suchen und finden wollen! Zu diesem Kreis zähle ich Ingrid Stalder von Vanillaplan sowie Agnès Petit von Mobbot. Wenn ich ihn noch etwas erweitern darf, gehören auch Laura Lovisa von Flatfox und Julia Baur von Emonitor auf die Liste. Die beiden Frauen machen jeweils einen super Job in ihren Proptechs, vor allem im Marketing und in der Kommunikation.

Lars Sommerer beantwortete die Fragen schriftlich.