In der Schweiz steigen die Mieten kräftig. Wohnen wird teurer – auch weil es vielerorts kaum freie Wohnungen hat. Viele Menschen passen deshalb ihr Verhalten an: Sie verzichten darauf, alleine zu leben. Das lässt sich aus aktuellen Daten des Bundesamts für Statistik herauslesen: Es werden weniger Einpersonenhaushalte gegründet, dafür steigt die Anzahl neuer Haushalte mit drei oder mehr Bewohnerinnen und Bewohnern so stark wie seit 2016 nicht mehr.

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Wie die Grafik oben zeigt, kommen pro zusätzlichem Haushalt 1,75 Einwohnerinnen und Einwohner dazu. Das heisst, in den neu gegründeten Haushalten wohnen im Schnitt fast zwei Personen. 2020 war das Verhältnis knapp über 1.

In der zweiten Grafik unten ist ersichtlich, wie sich das Bevölkerungswachstum auf Haushalte verteilt. 2022 ist die Bevölkerung um rund 80’000 gewachsen. Die Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner, die in Haushalten mit drei oder mehr Personen leben, hat um 30’000 zugenommen.

Der Trend zum Alleinleben ist damit zwar nicht gestoppt. Noch immer legen Ein- und Zweipersonenhaushalte in der Statistik am deutlichsten zu. Vor allem ältere Menschen leben häufig alleine oder zu zweit. Doch der Zuwachs an Kleinhaushalten hat deutlich an Tempo verloren – in der Schweiz wird wieder häufiger zusammengewohnt.

«Vor allem zwanzig- bis vierzigjährige Personen leben vermehrt zusammen im gleichen Haushalt», sagt Robert Weinert vom Immobiliendienstleister Wüest Partner. «Es ist ein urbanes Phänomen und spielt sich in den Städten und deren Agglomerationen ab.»

Der Wohnungsmangel könnte sich entschärfen

Das Alleinleben hat allerdings nicht unbedingt an Reiz verloren. Vielmehr teilen sich viele Menschen wohl nur deshalb mit anderen eine Adresse, um Miete zu sparen. «Wer die Wahl hat, lebt häufig lieber alleine oder zu zweit», sagt Robert Weinert. Das zeigt auch der Blick in die jüngere Vergangenheit: Als der Wohnungsmarkt noch weniger angespannt war, bildeten sich viele Single-Haushalte.

«Noch vor zwei, drei Jahren war die Ausgangslage luxuriös: Für sich alleine zu leben, war leicht möglich, weil es viele freie Wohnungen gab und die Mieten vielerorts auf einem tieferen Niveau lagen als heute», sagt Weinert.

Aus gesellschaftlicher Sicht hat dieses Zusammenrücken der Bevölkerung Vorteile – denn es könnte helfen, den Wohnungsmangel zu entschärfen. «Die Knappheit veranlasst Menschen dazu, ihre Nachfrage bezüglich Wohnraum zu reduzieren, sodass weniger Neubauten benötigt werden», heisst es im neusten Immobilienbericht von Wüest Partner.

Die Wohnungssuche bleibt laut Robert Weinert aber auch für grössere Haushalte schwierig. «Wohnungen sind in allen Grössenkategorien knapp. Allerdings gibt es durchaus Regionen, in denen es etwas einfacher ist, eine freie Wohnung zu finden, beispielsweise in Teilen von Solothurn oder Neuenburg.»

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