Die Vermieter in der Schweiz sehen sich mit steigenden Zinskosten konfrontiert, die sie nur mit Verzögerung an die Mieterinnen und Mieter weiterreichen können. Der Grund dafür ist der «träge» hypothekarische Referenzzinssatz, wie die Ökonomen der Grossbank Credit Suisse am Montag in einer Analyse aufzeigen.
Die Finanzierungskosten für Immobilienbesitzer werden gemäss Einschätzung der CS im inflationären Umfeld und aufgrund steigender Hypothekarzinsen weiter anziehen. Bis allerdings die höhere Belastung an die bestehenden Mieter weitergereicht werden könne, werde einiges an Zeit verstreichen, heisst es im Bericht.
Der jüngste Zinsanstieg werde zwar bei dem vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) ermittelten Referenzzins eine Trendwende einläuten. Die CS-Ökonomen rechnen aber nicht vor Mitte 2024 damit. Seit März 2020 liegt der Satz auf einem Tief von 1,25 Prozent, nachdem er bei Einführung im Jahr 2008 noch bei 3,5 Prozent gelegen hatte.
Tempo hängt oft von der SNB ab
Während die Vermieter bei einem Mieterwechsel höhere Kosten je nach Marktlage vollumfänglich auf die neuen Mieter überwälzen können, sind die laufenden Mieten an den Referenzzins gebunden. Die Berechnung findet vierteljährlich statt und basiert auf einem durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) ermittelten Durchschnittszinssatz aller ausstehenden Hypotheken.
Die über diese Berechnungsmethode ermittelten Werte können laut CS stark von den aktuellen Marktsätzen für Neuabschlüsse von Hypotheken abweichen. Wann es mit den Referenzzinsen bergauf gehe, hänge massgeblich vom Ausmass und Tempo einer geldpolitischen Straffung der SNB ab.
Die CS-Ökonomen haben zur Entwicklung des Referenzsatzes drei Szenarien aufgestellt. Selbst wenn die SNB im extremsten Fall den Leitzins mit 15 Erhöhungen in Folge bis Ende 2025 auf 3 Prozent anhebe, würde erst im Dezember 2023 eine erste Erhöhung des Referenzzinses angekündigt, so die Einschätzung. Dies würde dann im Folgejahr zu Mieterhöhungen führen.
(awp/gku)