Über ihre Karrierechancen müssen sich die Absolventen in der Schweiz kaum Gedanken machen. Der Bedarf an qualifiziertem Personal ist hoch. Vor allem bei den Nachwuchskräften herrscht nach wie vor ein War for Talents, denn die wirklich guten Leute sind rar. Selbst renommierte Beratungsunternehmen wie McKinsey spüren dies, obwohl sie immer noch ausreichend Fachkräfte finden. «Viele Top-Firmen umwerben dieselben Absolventen», sagt Sabine Keller-Busse, Partnerin bei McKinsey Zürich und für die Hochschulrekrutierung verantwortlich. «Der Markt wird merklich enger.» Die Absolventen können meist unter mehreren Angeboten wählen. Einige Unternehmen sind dazu übergegangen «Sign-on Fees», quasi ein Begrüssungsgeld bei Vertragsabschluss, zu zahlen. Dass sich an der komfortablen Lage für die Jungakademiker in der nächsten Zukunft viel ändert, ist nicht zu erwarten, selbst wenn die absolute Zahl der Hochschulabsolventen in der Schweiz noch weiterwächst. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften wächst noch viel schneller.
Dass die hoch qualifizierten Arbeitskräfte rar werden, merkt auch Novartis. «Sucht man nach erfahrenen und hoch qualifizierten Kräften, so ist der Arbeitsmarkt sehr eng. Entweder ist die entsprechende Expertise nur schwer zu finden, oder man scheitert an der mangelnden Mobilität potenzieller Kandidaten», sagt Hans Locher, HR Chef Schweiz von Novartis.
Die Arbeitslosenquote in der Schweiz lag im August 2007 bei 2,6 Prozent. Die Anzahl der Stellensuchenden hat sich im Vergleich zum Vorjahr nach Angaben des Bundesamtes für Statistik um 16 Prozent verringert. Die Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen wird zwar in den Statistiken des Bundes nicht separat erfasst, doch Experten gehen davon aus, dass sie unter dem allgemeinen Durchschnitt liegt. Hochschulabsolventen haben also kaum Probleme, einen Job zu finden. Wer allerdings eine Beschäftigung sucht, die genau das Fachwissen aus dem Spezialgebiet seines Studiums erfordert, engt seine Chancen ein und vergisst, dass links und rechts des studierten Fachgebiets viele Wege offen stehen. Vor Konkurrenz aus dem Ausland müssen sich die Schweizer Absolventen kaum fürchten: «Die Schweizer Hochschulabsolventen können fachlich im internationalen Vergleich durchaus an der Spitze mithalten», bestätigt Novartis-Mann Hans Locher. Selbst vor den smarten Absolventen aus China oder Indien müssen sich die hiesigen Jungakademiker nicht fürchten, denn die asiatische Konkurrenz bekommt hierzulande kaum eine Arbeitserlaubnis.