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PersonMartin Blatter
«Es läuft gut, und wir sind mit der aktuellen Situation sehr zufrieden», sagt Martin Blatter. Das kann er auch. Denn der Messagingdienst Threema, den er als CEO leitet, wächst langsam, aber stetig. Bei über zehn Millionen Usern ist er jetzt, und jedes Mal, wenn Marktführer WhatsApp an seinen Nutzungsbedingungen herumschraubt, kommt wieder ein Schwall neuer User. So wie Ende Mai: «Wir haben fast das Fünffache der täglichen Downloads verzeichnet», sagt Blatter. Die Ankündigung der neuen Regeln von WhatsApp brachte Threema bereits im Januar eine Million Neukunden. Denn Datenschutz und Privatsphäre der Benutzer stehen an oberster Stelle. Threema kann komplett anonym genutzt werden – nicht einmal die Handynummer oder die E-Mail-Adresse muss man bei der Registrierung angeben. Die Firma betreibt eigene Server in zwei Rechenzentren im Grossraum Zürich und lagert keine Daten in die Cloud zu Amazon, Google oder Microsoft aus. Verschlüsselt auf dem ganzen Weg vom Absender bis zum Empfänger sind sie sowieso, auch Threema kann sie nicht lesen, nach erfolgreicher Übermittlung werden sie von den Servern gelöscht.
«Privatsphäre ist ein Menschenrecht. Jeder soll selbst entscheiden, was er von sich preisgibt», sagt Blatter, der sich zwar nicht als Aktivist bezeichnet, aber ansonsten konsequent ist: Soziale Medien meidet er, online finden sich auch nicht einmal Fotos von ihm.
Blatter hat Wirtschaftsinformatik an der Universität Zürich studiert, gründete später eine Softwarefirma namens Relog. Danach entwickelte er die Suchmaschine Search.ch, die von der Schweizerischen Post übernommen wurde. Später wurde er CTO beim Start-up Olmero, das Bauausschreibungen digitalisierte und später zu Renovero wurde. 2012 gründete er zusammen mit Silvan Engeler und Manuel Kasper Threema.
Kürzlich haben die drei Threema OnPrem lanciert, die es den Firmenkunden erlaubt, die Threema-Dienste nicht auf den Threema-Servern, sondern auf den eigenen Rechnern zu nutzen. «Das hat bereits viel Resonanz ausgelöst, feste Zusagen erster Kunden liegen bereits vor», sagt Blatter. Weitere dürften folgen: Firmenkunden machen bereits jetzt 70 Prozent des Threema-Umsatzes, der auf 60 Millionen Franken geschätzt wird.