Im Jahr 2023 betrug der Exportwert von Schweizer Uhren mehr als 26,7 Milliarden Schweizer Franken. Nicht jedes dieser Werke war handgefertigt; der Anteil mechanischer Uhren, die über die Schweizer Grenzen verkauft werden, ist aber weiterhin gross. Ein gutes Zeichen für einen alten Handwerksberuf, der besonders in unserem Land zu einem der wichtigsten gehört: der Uhrmacher. «Wir sagen immer, die Uhrmacher halten die Magie in den Händen», sagt Lidije Sinani, Head of HR Business Partners beim Luxusuhrenhersteller Breitling. Und dass sie einmal komplett durch Maschinen ersetzt werden, ist im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen eher ausgeschlossen. Daher braucht es guten Nachwuchs.
Lidije Sinani ist in ihrer Rolle massgeblich mitverantwortlich, diesen sicherzustellen. In die Karten spielt ihr dabei der Rebrand der Marke, dessen Grundlage vor einigen Jahren im Traditionshaus Breitling gelegt wurde. Denn das Unternehmen hat es geschafft, die eigene Tradition so modern neu zu interpretieren, dass man sowohl bei der Kundschaft als auch als Arbeitgeber besser positioniert ist als andere Mitstreiter in der Branche. Und dies nicht nur in Bezug auf den Handwerksberuf. Denn egal ob junge Talente oder gestandene Fachpersonen: Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Grenchen zeigt eindrucksvoll, wie wichtig das Markenimage auch hinsichtlich der Bindung und Rekrutierung von einsatzfreudigen Mitarbeitenden ist. Wer hier nicht investiert, wird langfristig das Nachsehen haben.
Ein spannender Neustart
Breitlings umfassendes Rebranding ist nun rund acht Jahre her. Mit dem Verkauf im Jahr 2017 an die Private-Equity-Gesellschaft CVC Capital Partners stiess der ehemalige IWC-Chef Georges Kern zur Traditionsmarke. Schritt für Schritt entstand eine zukunftsorientierte Neupositionierung und ein moderner und frischer Markenauftritt, basierend auf drei Eckpfeilern: Produktdesigns im Modern-Retro-Stil, relevante und mehr digitale Kommunikationskampagnen sowie Nachhaltigkeit. Und der Einsatz hat sich bereits ausgezahlt. Im Jahr 2023 erwirtschaftete Breitling gemäss Morgan Stanley einen Umsatz von 870 Millionen Schweizer Franken. Und das vor allem auch dank engagierten Mitarbeitenden. Im Jahr 2024 wurde das Unternehmen von der «Handelszeitung» und Statista zum besten Arbeitgeber in der Schweiz ernannt.
Georges Kern sagte einmal in einem Interview: «Wir sind die coole Alternative zu den traditionellen Uhrenmarken in der Schweiz.» Man sei nahbar, so der CEO. Und nahbar fängt in internen Kreisen an. Gemeinsam verfolgt man ein Ziel, ohne die eigenen aus den Augen zu verlieren. Was philosophisch klingt, ist ein strikter Kurs. «Wer bei uns anfängt, muss Feuer und das Ziel haben, die Marke voranzutreiben, aber auch sich selbst weiterzuentwickeln», sagt Lidije Sinani. «Der eigene Einsatz ist ein Versprechen gegenüber der Uhr und ein Commitment, Fortschritt neu zu denken.» Dazu brauchen Breitling Mitarbeitende, wie Sinani anfügt, «eine Unternehmermentalität». Und genau damit trifft man den Nerv der Zeit sowie das Bedürfnis der Gen Z, die sich von einem Arbeitgeber auf der einen Seite viel Flexibilität wünscht, auf der anderen Seite aber auch Sicherheit und ein konstant gutes Arbeitsumfeld.
Nützliche Technik
Sicher hat die Digitalisierung das traditionelle Handwerk verändert. Das gilt auch für die Uhrenbranche. Prozesse wurden automatisiert, und Technik greift dem Fachpersonal unter die Arme – sei es beim Vertrieb über digitale Kanäle oder in der Produktion, wo Roboter und automatisierte Maschinen Uhrenkomponenten herstellen und montieren. Doch auch hier braucht Breitling Spezialisten und Spezialistinnen mit technischem Hintergrund – die jedoch nicht einfach alles neu und anders machen wollen. Vielmehr geht es darum, die gewachsene Traditionsmarke auf die Zukunft auszurichten.
Dort, wo die Technik ein effizientes Werkzeug ist, hat man also auch bei Breitling umgestellt. Bei jeder Veränderung jedoch steht immer die Frage im Raum, ob man damit dem Kern der Marke gerecht wird. Und auch den Ansprüchen der bestehenden Kundschaft. Hier geht es vor allem um das Bild nach aussen. Als man im vergangenen Jahr zum 140-Jahr-Jubiläum beispielsweise den Burj Khalifa in Dubai gelb leuchten liess, war das auf Instagram ein beliebtes Motiv und für die jüngere Zielgruppe ein Highlight. Gleichzeitig wurde ein Pop-up-Museum in Zürich eröffnet, das auf den Spuren der Vergangenheit wandelt. Und Sinnbild dafür, dass Heritage nicht langweilig sein muss, ist auch die Partnerschaft mit der Swiss und verschiedenen Aerobatic-Teams weltweit, die als Zeichen für die enge, historisch gewachsene Beziehung von Breitling zur Fliegerei steht.