Der Verkauf und die Weitergabe von alkoholischen Getränken und Tabakwaren an unter 16-Jährige sind in der Schweiz verboten. Für Spirituosen und Alcopops beträgt das Mindestalter gar 18 Jahre. Im Detail sind die Kantone und Gemeinden für die Einhaltung und Kontrolle zuständig. Das gilt auch für den Online-Handel. Zum Leidwesen von Jugendschutz- und Suchtpräventionsorganisationen überprüfen aber die wenigsten Online-Shops das Alter ihrer Kundschaft, oder sie fragen lediglich das Geburtsdatum ab. Das macht es für Minderjährige viel zu einfach, Tabakwaren und Alkohol online zu bestellen. Das Problem hat sich in den letzten Jahren mit dem wachsenden Online-Boom – getrieben durch die Pandemie – weiter massiv verschärft. Der Bundesrat hielt denn auch im April 2023 in einer Stellungnahme fest, dass eine reine Selbstdeklaration aus Sicht des Jugendschutzes unzureichend sei. Dabei gäbe es für Online-Händler einfach zu implementierende, benutzerfreundliche Lösungen für die Altersverifikation.

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Der Autor

Elmar Reif, Chief Product Officer, PXL Vision, Zürich

Kaum Altersüberprüfung durch E-Shops

Gefälschte oder geborgte Ausweise, die Weitergabe durch volljährige Geschwister und Freunde oder gar Diebstahl sind dabei die gängigen Mittel der Wahl für Heranwachsende, die ihre Grenzen ausloten wollen. Im Internet sind allerdings solche Tricks gar nicht nötig. Die meisten Online-Händler beschränken sich darauf, dass bei der Bestellung das Alter «verbindlich» angegeben werden muss. In den entsprechenden Informationsfeldern ist nicht selten der Hinweis versteckt, dass eine Bestellung von alkoholischen Getränken oder Tabakwaren durch als minderjährig erkannte Personen nicht möglich sei oder eine solche Bestellung nur an Erwachsene abgegeben werde. Bei vielen Online-Händlern wird aber nicht einmal eine Altersangabe verlangt. Nicht selten wird in den allgemeinen Geschäftsbedingungen lediglich darauf hingewiesen, dass man sich an die gesetzlichen Bestimmungen halte, die Pakete entsprechend gekennzeichnet und die Zusteller verpflichtet seien, das Alter des Empfängers zu überprüfen und im Zweifelsfall Tabakwaren oder Alkohol aus der Sendung zu entfernen.

 

Tatsächlich aber kommen Minderjährige mit wenigen Klicks zu ihrem Rausch. Kein Bartender oder Ladenangestellter vergleicht im E-Shop das Gesicht des Kunden mit dem Ausweis. Bei einem 2022 im Auftrag des Blauen Kreuzes durchgeführten, gross angelegten Test konnten sich Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren im Internet problemlos mit Alkohol eindecken. Über 80 Prozent der 149 Bestellungen wurden ausgeliefert – meist wurden sie sogar am Wohnort persönlich überreicht. Immerhin gibt es auch E-Shops, die den Jugendschutz ernst nehmen: Bei Digitec Galaxus nämlich betrug die Versuchsfehlerquote null Prozent. Hier müssen Registrierte für den Erwerb von Produkten mit Altersbeschränkung einmalig gewisse Daten ihrer Identitätskarte, des Passes oder anderer Ausweise angeben. Die automatische Kontrolle funktioniert indes nur mit Schweizer Dokumenten. Andere Ausweise müssen vom Kundendienst händisch überprüft werden, was mit Verzögerungen verbunden ist. Positiv: Das Unternehmen will durch die Massnahme keine vermehrten Bestellabbrüche festgestellt haben. Die meisten Händler haben allerdings zwei Jahre nach dem genannten Test nach wie vor keine effektive Altersverifikation implementiert.

 

Digitale Altersverifikation als Empfehlung    

Das Beispiel Digitec Galaxus zeigt anschaulich, wie zielführend schon ein Abgleich von Ausweisdaten sein kann. Digitale Lösungen zur Altersverifikation können je nach Bedarf unterschiedliche Sicherheitsstufen abdecken und die Daten von Ausweisdokumenten vieler Länder kontaktlos übertragen. Sie schützen nicht nur vor Gesetzesverstössen, sondern auch vor Betrug. Über das Alter hinaus kann optional auch mittels künstlicher Intelligenz die Identität des Bestellers anhand eines Selfies in Sekundenschnelle überprüft werden. Solche automatisierten Systeme, die genauso für altersbeschränkte Inhalte wie Online-Casinos eingesetzt werden können, sind viel effizienter als das Vergleichen von Ausweiskopien mit den Daten der Kundschaft. Kommt hinzu, dass Unternehmen mit höheren Konversionsraten und zufriedenerer Kundschaft rechnen dürfen, weil die Altersprüfung 24 Stunden täglich und ohne Wartezeiten möglich ist.