Der 24. Februar 2022 ist ein besonderes Datum in der jüngeren Geschichte Europas. Seitdem herrscht Krieg in der Ukraine. Nach dessen Ausbruch zeigte sich die HSG bereit, geflüchtete Menschen mit speziellen Weiterbildungsprogrammen individuell zu unterstützen. Der Fokus lag zunächst auf der Zielgruppe der gut ausgebildeten Ukrainerinnen und Ukrainer. Im Sinne der gelebten Chancengleichheit hat die HSG ihre Massnahmen nun ausgeweitet und die Weiterbildungsprogramme für «in der Schweiz lebende geflüchtete Migrantinnen und Migranten mit Hochschulabschluss» geöffnet.

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Die Universität St. Gallen hat dazu vor knapp einem Jahr ein konkretes Projekt lanciert. Es heisst «Offers for Migrants». Im Kern geht es dabei um ausgewählte Weiterbildungsprogramme, die in der Schweiz lebenden geflüchteten Migrantinnen und Migranten mit Hochschulabschluss kostenlos angeboten werden. Die HSG nehme mit dieser Initiative «ihre gesellschaftliche Verantwortung als Bildungsinstitution wahr» und leiste «einen aktiven Beitrag zu gelebter Chancengleichheit, Diversity und Inklusion», wie sie Mitte Dezember verlauten liess.

 

Berufliche Integration über anerkannte Qualifikationen

Christina Vetsch, Verantwortliche für die Organisationskommunikation an der Executive School der HSG und Initiatorin der Initiative, sagt: «Durch diese Weiterbildungen erhalten geflüchtete hochqualifizierte Migrantinnen und Migranten die Chance, sich beruflich zu integrieren und in der Schweiz zu etablieren. So können sie sich eine bessere Zukunft aufbauen.» Die Programme ermöglichten es, so Vetsch weiter, im Markt anerkannte Qualifikationen zu erwerben, die Kenntnisse über den Schweizer Arbeitsmarkt zu vertiefen und Netzwerke aufzubauen. Zehn Institute der HSG beteiligen sich mit 22 ausgewählten Programmen aktiv an der Initiative «Offers for Migrants». Die ausgewählten Weiterbildungen werden von den teilnehmenden Programmbereichen selbst finanziert.

Es gibt einen Voraussetzungskatalog. Bewerben können sich Menschen mit einem nachgewiesenen Hochschulabschluss, mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung in ihrem Heimatland oder in der Schweiz sowie mit sehr guten Sprachkenntnissen – je nach Programm in Deutsch oder Englisch. Daneben gilt es dann noch, die jeweiligen Programmvoraussetzungen zu erfüllen.

Eine von jenen, die es geschafft haben, ist die 36-jährige Olena Shelest. Zehn Jahre lang lebte und arbeitete sie als Projektmanagerin für digitales Marketing in Kiew. 2022 musste sie fliehen. Sie wollte sich durch den Krieg in der Ukraine nicht von ihren beruflichen Ambitionen abhalten lassen, hatte aber Schwierigkeiten, in der Schweiz Arbeit zu finden. Über die Initiative «Offers for Migrants» hat sie die Möglichkeit, kostenlos an ausgewählten Weiterbildungsprogrammen teilzunehmen, um ihre Fähigkeiten und Kenntnisse für den Schweizer Arbeitsmarkt anzupassen und einzusetzen. Mit der Initiative fand sie ihren beruflichen Einstieg in Zürich.

 

Ergebnisse des ersten Durchführungsjahrs

Kürzlich zog die HSG Bilanz zum ersten Jahr dieser Initiative: 41 Personen hätten sich bei der Executive School gemeldet. 16 Personen erfüllten alle Voraussetzungen und wurden in 11 Programme der Initiative aufgenommen – 80 Prozent davon aus der Ukraine. Der Erfolg und die grosse Nachfrage sprächen für sich, urteilte die Universität und entschied deshalb, die Initiative 2024 weiterzuführen.