Neben TV-Präsenz wollen Sponsoren vor allem ihre Gäste einladen und möglichst etwas Spezielles bieten. «Stellen Sie sich ein Doppel mit Roger Federer vor, das wäre für Sie und ihn frustrierend», sagt Stephen Urquhart, Chef der Omega. Ganz anders im Golf. «Das ist der einzige Sport der Welt, bei dem man als Amateur mit einem Profi sinnvoll spielen kann, manchmal gelingt sogar dem Amateur ein besserer Put», sagt der Hobbygolfer, der sich nach eigenen Angaben «keinen Deut ums Resultat kümmert». Seit fünf Jahren ist Omega Namenssponsor des European Masters in Crans-Montana. Eher überraschend hat der Titelsponsor nun um fünf Jahre verlängert, wohl vor allem, um Rolex den prominenten Platz an der zweitteuersten Sportveranstaltung der Schweiz nicht zu überlassen. Beide Uhrenmarken investieren heftig in Golf und dessen Stars, unter anderem hat Omega Ernie Els (Weltnummer 2) oder den Spanier Sergio Garcia (6) unter Vertrag. Laut Urquhart fliessen zehn Prozent des globalen Marketingbudgets in den Golfsport. Damit ist Golf wichtiger als etwa der America’s Cup, bei dem Omega das Team New Zealand unterstützt. «Ich bin dort auch schon mitgesegelt, aber ich konnte dem Team nicht helfen, bin eher im Weg gestanden», erzählt der Omega-Chef.
Beim Golfen kann man sich fast nur selbst im Weg stehen. Es ist grundsätzlich ein Einzelsport. «Mit einem Profi in einem Turnierteam zu spielen, ist aber für unsere Kunden ein spezielles Erlebnis, das kann man sich so nicht kaufen», sagt Sandra Caviezel, Leiterin Sportsponsoring Credit Suisse. Deshalb sind die so genannten Pro-Ams bei den Kunden extrem beliebt. Allein die CS organisiert gut ein Dutzend Turniere, bei denen jeweils drei Amateure und ein Profigolfer als Team antreten. Die Gäste können nicht nur von nahe zusehen, sie können selber mitspielen. Zudem geben die Profis den Amateuren Tipps für ihr eigenes Spiel. Für Rolf Dörig, CEO von Swiss Life, ist es «jedes Mal ein Riesenerlebnis». Er spielt nur zwei Turniere pro Jahr, die beiden mit Abstand wichtigsten ProAms in Crans und das Zurich Open.
Ebenfalls an beiden Prestigeanlässen golft Bruno Marazzi. Der Berner Bauunternehmer spielt meist «selber schlecht, weil ich so nervös bin. Aber einer im Team rettet uns immer, und so macht es enorm viel Spass, obwohl es meinem Spiel wohl nicht viel hilft», sagt er bei der Zwischenverpflegung nach neun Löchern in Crans. Marazzi spielt mit Adolf Ogi, und dieser scherzt mit dem schwedischen Profi Peter Hedblom: «I’m the boss», sagt er, als ihm der Pro einen Schläger empfiehlt. Prompt schlägt Ogi in seinem ureigenen Stil übers Ziel hinaus. Er habe aber schon einige sehr gute Tipps erhalten, erzählt der Uno-Sonderbotschafter, und er will unbedingt die Fotos «zensurieren», die seinen Schwung zeigen. «Ich bin ein guter alter SVPler, und das ist ein guter alter Bauernschwung», erläutert er seinen Stil. Aber das Pro-Am macht ihm sichtlich Spass, und auch der Pro findet Ogi «wonderful». «Ich liebe Golf und spiele meist mit netten Leute und bekomme ein Gefühl für den Platz.» Klar sei es nicht immer lustig mit den Amateuren. «Aber wir wissen, ohne Sponsoren keine Turniere und ohne Pro-Ams keine Sponsoren», erläutert der gut gelaunte Profi Peter Hedblom.
Für die Amateure ist es oft ein einzigartiger Anlass, für die Pros fast wöchentliche Routine. Sie müssen vor jedem grossen Turnier mit den Gästen spielen. Für sie ist es eine Art Proberunde, und schliesslich gibt es für sie auch noch etwas Cash zu verdienen. «Es gibt natürlich auch Pros, die nur für sich schauen und sich gar nicht um die Amateure kümmern», sagt Robert Wiederkehr. Der in Südafrika aufgewachsene Schweizer ist derzeit einer der besten im Land, dies, obwohl er nur die Hälfte seiner Zeit Turniere spielt und den Rest als Teaching Pro arbeitet. Er selber liebt ProAms: «Das ist lustig, wir haben nicht viel Druck und können mit guter Kommunikation selber für uns Werbung machen.»
Wer (viel) Geld als reiner Turnierspieler verdient, hat nicht immer Verständnis für nervöse Amateure, die kaum einen Ball treffen und dumme Fragen stellen. «Wir mussten vor allem die jungen Pros etwas nacherziehen», erzählt David Probyn, zuständiger Turnierdirektor der European Tour. Pro-Ams seien extrem wichtig für Sponsoren, und um den Teamgeist zwischen Profis und Amateuren zu fördern, werden zunehmend Preisgelder für die Teamleistung ausbezahlt und weniger für die Einzelleistung der Professionals.
Eine Ausnahme ist das Zurich Open. Dort werden die Profis extra für das Spiel mit den Amateuren eingeladen, sie kommen freiwillig, und der Sieger erhält für zwei Tage immerhin 20 000 Franken. «Bei uns ist das Erlebnis für die Gäste wohl grösser, Crans hat mehr Renommee», fasst Organisator Michel Burckhardt zusammen. Beim Zurich Open hört die Golfrunde nicht auf dem Platz auf, in jedem Vertrag verpflichten sich die Pros, auch beim abendlichen Apéro-Talk und während des Nachtessens dabei zu sein.
Nach der Privatlektion auf dem Platz diskutiert man zumeist intensiv weiter und tauscht Golferlebnisse aus. Das ist für die Gäste von bleibender Erinnerung und lohnt die grosse Investition von insgesamt mehr als 400 000 Franken für zwei Tage. Es ist ein gesellschaftlicher und sportlicher Anlass, an dem sich vor allem die Wirtschaftsvertreter der Zürcher Clubs treffen. Beat Curti ist wie immer gut gelaunt, zusammen mit seinem Golffreund Ernst Tanner von Lindt & Sprüngli verspricht seinem Pro eine Prämie für ein gutes Resultat, Swiss-Life-Chef Dörig ist «rein privat hier» und geniesst es. Für das Open kann man sich nicht qualifizieren (wie es der Name in Golfkreisen eigentlich verspricht), und man kann sich offiziell auch keine Startplätze kaufen. Für Sponsoren sind selbstverständlich Plätze reserviert. Mit einem Spezialpreis – ab zehntausend Franken – ist man beim Zurich Open dabei.
Neben diesen beiden CS-Prestigeanlässen für geladene Gäste in Crans und Schönenberg können sich angefressene Golfer auch bei diversen anderen Anlässen mit guten bis sehr guten Spielern messen. Für eine Pauschale von tausend Franken vermittelt die Vereinigung der Schweizer Profigolfer (Swiss PGA) ihre Mitglieder für Pro-Ams. Trotz mittlerweile 240 professionellen Golflehrern wird es für das eine oder andere Turnier schon mal knapp. Schliesslich verdient ein Golflehrer pro Tag mit dem Unterricht rund tausend Franken, und oftmals beträgt das Siegerpreisgeld nur etwa fünftausend Franken. Aber selber mitspielen ist auch für sie lustiger, als untalentierte Golfer zu korrigieren. Und für die ambitionierten Golfer noch spezieller ist es, wenn sie gegen ihre Lehrer direkt antreten können. Nur beim Golf können sich die besten Amateure nämlich auch für die ganz grossen Profiturniere qualifizieren. Das ist, wie wenn ein Hobbytennisspieler plötzlich gegen Roger Federer aufschlagen würde. Im (berechenbaren) Tennis ist das undenkbar, im unwägbaren Golf gibt es immer wieder Amateure, die im Umfeld der Professionals über sich hinauswachsen.
Der beste Amateur in der Kategorie der über 35-Jährigen, Paul Burkhard, will mit einem eigenen Verein für Amateure professionelle Turnierbedingungen schaffen. Gespielt wird wie bei den Profis, jeder Schlag zählt. Und zusätzlich zu den normalen Turnieren organisierte Burkhard dieses Jahr zum ersten Mal auch einen direkten Vergleich von sechzig so genannten Mid-Amateuren mit sechzig Profis. Dabei können die Amateure sogar gewinnen, Geld dürfen sie allerdings nach den strengen Amateurstatuten dafür nicht entgegennehmen. Doch auch dieses Erlebnis ist für die meisten Golfamateure fast unbezahlbar. Im Gegensatz zu den ganz grossen Einladungsturnieren können sich die Hobbyspieler bei solchen Veranstaltungen normal anmelden. So wird die geschlossene Gesellschaft auch hier demokratischer.
Vom Händler zum Profi-Amateur
Der 41-jährige Zürcher Paul Burkhard spielt bereits seit seinem fünften Lebensjahr Golf. Sein Handicap von +0,2 zeigt, dass er durchaus mit den Profi-Sportlern mitspielen kann. Paul Burkhard ist bereits seit Jahren der beste Amateur über 35 Jahren, im Golfjargon sind dies die Mid-Amateure, ambitionierte Golfer im besten Konsumalter und zumeist in guter beruflicher Situation. «Das sind wohl die interessantesten Kunden für die Wirtschaft», sagt der ehemalige CS-Eurobondhändler. Burkhard hat deshalb vor knapp einem Jahr den Verein MidAmateure.CH gegründet, der inzwischen etwa dreihundert Mitglieder zählt. «Mein Ziel sind tausend Members», sagt der mittlerweile vollamtliche Mid-Amateur. Bislang investierte der einstige Banker in den Aufbau seiner Turnierserie für Mid-Amateure, später möchte Burkhard damit auch einmal Geld verdienen.
Vom Banker zum Profi-Organisator
Der 53-jährige Michel P.G. Burckhardt arbeitete während fünfzehn Jahren für die beiden Grossbanken SKA und SBG und wollte sich eigentlich als Vermögensverwalter selbstständig machen. Er finanzierte die Weltumsegelung von Pierre Fehlmann und kam so «per Zufall» ins Sportsponsoring. Seine Golfkarriere ist aber kein Zufall. Sein Vater war Gründungsmitglied im Nobelclub Schönenberg, er selber half beim Start des Clubs Bodensee Weissenberg. In Schönenberg organisiert Burckhardt mit seiner Agentur Corporate Events das Zurich Open. Auch dieses Jahr lag das Budget bei mehr als 400 000 Franken, und mit dem Argentinier Eduardo Romero (links im Bild), genannt «el gato», präsentiert Burckhardt auch bei der diesjährigen Ausgabe einen Topstar der Branche.