Gebana Frauen mit Cashew-Nüsse

Fairtraide in Burkina Faso: Die Tücken des Geschäfts

Von David Vonplon
am 02.01.2019 - 13:11 Uhr

Alles von Hand: Gebana-Mitarbeiterinnen säubern Cashew-Nüsse.

Quelle: Gherard Grimoldi/Gebana

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Die Fairtrade-Firma Gebana Burkina Faso stand kurz vor dem Konkurs. Wie Cashew-Nüsse und Crowdfunding das Geschäft retteten.

Gebanas starke Konkurrenten in Asien

Die asiatischen Lebensmittelgrosshändler sind nicht nur die grössten Exporteure von Rohnüssen aus Westafrika. Einige von ihnen sind mittlerweile in den Bio- und Fairtrade-Markt eingestiegen und bieten zertifizierte Nüsse aus der Region an. «Da der Transport der Nüsse nach Asien nur wenige Cent pro Kilogramm kostet und die Verarbeitung der Rohnüsse in Vietnam maschinell geschieht, können wir preislich nicht mithalten», sagt Wiedmer. Gebana baut im Gegensatz zu den Mitbewerbern langfristige Beziehungen mit den lokalen Bauern auf, zahlt Mindestpreise und schult die Landwirte im Pflanzenbau und der Erntetechnik. Zugleich findet die Verarbeitung der Nüsse ausschliesslich lokal in Burkina Faso statt.

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Ein Konzept, das schwierig zu vermitteln ist: Ob Cashew-Nüsse zur Verarbeitung um den halben Globus verfrachtet werden und damit Arbeitsplätze und Know-how das Ursprungsland in Westafrika verlassen, interessiert den Markt kaum. Supermarktketten und Konzerne kaufen ihre nachhaltigen Produkte dort ein, wo der Preis gerade am günstigsten ist. Hauptsache, das Label klebt auf der Verpackung. Aufgehen kann die Rechnung für Gebana Burkina Faso nur, wenn es dem Unternehmen gelingt, Abnehmer davon zu überzeugen, die höheren Kosten für die Verarbeitung in Westafrika zu bezahlen. «Wir brauchen Grosskunden, die unsere Vision teilen und auch finanziell die Risiken mittragen», sagt Wiedmer.

Mangos trocknen
Foto: Gherard Grimoldi/Gebana
Foto: Gherard Grimoldi/Gebana

Auch Fairtrade-Unternehmen sollen wachsen

Im benachbarten Benin gelang es Gebana, ein Joint Venture für nachhaltige Cashew-Nüsse mit Coop abzuschliessen. Dabei verpflichtete sich der Grossverteiler, Gebana in den nächsten Jahren einen Grossteil der Nüsse zu einem Preis zu übernehmen, der dem Markt entspricht, aber eventuell höher ist als in Asien verarbeitete Nüsse. Zugleich finanziert Coop die Hälfte der vereinbarten Bestellmengen vor. Nun hofft Wiedmer auf ähnliche Deals für die Produktion in Burkina Faso.

Mangos werden gepflückt

Die Mangos werden von einem Arbeiter gepflückt.

Quelle: Gherard Grimoldi/Gebana

Auch ist Gebana Burkina Faso zu rasantem Wachstum gezwungen, wenn es überleben will. Das will zwar so gar nicht passen zum Unternehmen, das aus einer Frauenbewegung entstanden ist und gegen die Übermacht grosser westlicher Handelskonzerne ankämpfte. Doch die ökonomische Logik sinkender Skalenerträge gilt auch für Fairtrade-Unternehmen. «Wir haben nun ein mittleres Management eingeführt und eine Direktion. Diese zusätzlichen Kosten müssen wir verdünnen», sagt Wiedmer. Der Businessplan sieht denn auch eine Verdoppelung des Umsatzes bis 2022 vor. Die Feldagenten von Gebanasind darum ständig auf Achse, um neue Gebiete zu erschliessen und weitere Dörfer von einer Zusammenarbeit zu überzeugen. Vor Ort soll die Zahl der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren auf 600 steigen und 4500 Bauern eine regelmässige Abnahme garantiert werden.

Ein Jahr nach dem Neustart ist Gebana Burkina Faso auf Kurs: Die Mango- und Cashewnuss-Ernten fielen deutlich besser aus als im vergangenen Jahr: In der Verarbeitung konnte die Kapazität erhöht werden. Geht es so weiter, soll das Unternehmen laut Wiedmer bereits im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Auch auf toten Pferden lässt sich reiten.

Dieser Artikel entstand nach einer Medienreise, die Gebana ermöglichte.