Helvetia Schweiz Superwoman

Jetzt erst recht! Warum die Schweiz für die Corona-Krise gut gewappnet ist

Florence Vuichard
Von Bastian Heiniger und Florence Vuichard
am 11.06.2020 - 09:00 Uhr

Helvetia schlägt zurück: Die Schweiz hat, was es jetzt braucht – einen guten Branchenmix, einen gewichtigen Pharmasektor, eine tiefe Staatsverschuldung, ein gutes Auffangnetz sowie kurze Wege zwischen Wirtschaft und Politik.

Quelle: Shutterstock

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Geht nun alles bachab? Von wegen. Die Schweiz ist so gut aufgestellt wie kaum ein anderes Land.

Dass rund die Hälfte der Schweizer Exporte aus dem Bereich Chemie, Pharma und Life Sciences stammen, erweist sich gerade in Zeiten von weltweiten Lockdowns als Vorteil. Die Nachfrage nach Medizin und Grundversorgung bleibt auch in der Krise hoch. «In Basel spricht man oft vom Klumpenrisiko Pharma, jetzt erwies es sich eher als Klumpenchance», sagt Stephan Mumenthaler, Direktor des Branchenverbands Scienceindustries.

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«Viele Firmen hatten im ersten Quartal einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage.» Auch seien ihm keine Unternehmen aus dem Segment bekannt, die Kurzarbeit hätten anmelden müssen. Die Gefahr einer zu grossen Abhängigkeit sieht Mumenthaler nicht. «Die Industrie ist nicht von einzelnen Produkten abhängig.» Viele Firmen würden dank ihrem hohen Spezialisierungsgrad einen hohen Marktanteil erreichen. «Und solche Produkte sind nicht einfach zu ersetzen. Sie werden auch in der Krise nachgefragt.»

Führende Schweizer Biotech-Szene

Spitze ist die Schweiz auch in einem der zukunftsträchtigsten Felder überhaupt: der Biotechnologie. Während sich die heutige Pharma aus der Spezialitätenchemie entwickelte und Medizin synthetisch herstellte, begann die Forschung in den 1990er Jahren zu untersuchen, wie der Körper selbst gegen Krankheiten vorgeht, und baute so proteinbasierte Medizin nach.

In der Schweiz gibt es unterdessen rund 1000 Biotech-Unternehmen, die vielversprechenden werden oft zu Übernahmekandidaten für Big Pharma. «In relativen Zahlen gesehen ist die Schweizer Biotech-Szene führend, wir halten auch die relevantesten Patente», sagt Dominik Escher, Präsident der Swiss Biotech Association.

Ideale Rahmenbedingungen

Das lockt immer mehr ausländische Biotech-Firmen an, die hier produzieren. So hat zuletzt der US-Konzern Biogen für 1,5 Milliarden Franken im solothurnischen Luterbach eine Produktionsstätte gebaut. Auch die US-Unternehmen CSL Behring und Merck expandieren hierzulande. «Die Schweiz bietet wie kaum ein anderes Land eine hohe Qualität an Mitarbeitern, stabile Rahmenbedingungen, sauberes Wasser und eine perfekte Infrastruktur.»

Escher, der mit der CDR-Life AG im Biotech-Cluster von Schlieren ZH selbst ein Unternehmen aufbaut, forschte schon öfters in Boston, einem der weltweit führenden Biotech-Hubs. «Selbst dort hatten wir immer mal wieder mit Stromausfällen zu kämpfen.» In der Schweiz sei das undenkbar, sagt Escher.