Helvetia Schweiz Superwoman

Jetzt erst recht! Warum die Schweiz für die Corona-Krise gut gewappnet ist

Florence Vuichard
Von Bastian Heiniger und Florence Vuichard
am 11.06.2020 - 09:00 Uhr

Helvetia schlägt zurück: Die Schweiz hat, was es jetzt braucht – einen guten Branchenmix, einen gewichtigen Pharmasektor, eine tiefe Staatsverschuldung, ein gutes Auffangnetz sowie kurze Wege zwischen Wirtschaft und Politik.

Quelle: Shutterstock

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Geht nun alles bachab? Von wegen. Die Schweiz ist so gut aufgestellt wie kaum ein anderes Land.

Das notwendige Rüstzeug jedenfalls ist in der Schweiz vorhanden, wie eine differenziertere Auswertung des Competitiveness Reports zeigt (siehe «Krisen-Chart» unten). Unter Berücksichtigung von derzeit speziell gefragten Kriterien wie etwa Zukunftsorientierung der Regierung, Flexibilität des Arbeitsmarkts, Zugang zu Breitband-Internet, digitalen Fähigkeiten der Bevölkerung, Ausbildung von künftigen Arbeitskräften, Innovationskraft, Infrastruktur, Stabilität und Gesundheit ist die Schweiz mit Abstand führend – vor Singapur, den Niederlanden, Finnland und Dänemark.

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Eine Studie der University of Chicago zeigt zudem, dass in der Schweiz rund 45 Prozent der Jobs von zu Hause aus erledigt werden können. Damit ist sie hinter Luxemburg mit 53,4 Prozent weltweit führend (siehe «Lockdown-Resistenz» unten).

Oder in den Worten von Bundesrat Alain Berset: «Wir können Corona.» Nicht nur bei der Eindämmung des Virus, sondern auch bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen. Hauptstützen sind hier ein funktionierendes Sozialversicherungsnetz mit einer soliden Arbeitslosenversicherung, ein dank der viel kritisierten Schuldenbremse gesunder Staatshaushalt, der die Milliarden-Sonderausgaben verkraften kann, und ein dichtes Gewebe von Politik und Wirtschaft.

Filz kann in der Krise ganz nützlich sein: etwa wenn der Bundesrat in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern innert weniger Tage die Bedingungen für Kurzarbeit Corona-tauglich umgestaltet oder wenn er über eine Art Generalmobilmachung der Banken die Covid-19-Kredite an die durch den plötzlichen Lockdown in Liquiditätsengpässe geratenen Unternehmen verteilt.

Swiss Federal councillor Ueli Maurer, Thomas Jordan, chairman of the governing board of the Swiss National Bank, and Mark Branson, Chief Executive Officer of FINMA, Switzerland's financial-markets regulator, from right, brief the media about the latest economic measures to fight the Covid-19 Coronavirus pandemic, on Wednesday, March 25, 2020 in Bern, Switzerland. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Foto: Keystone
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Hilfe in Milliardenhöhe

Rund 70  Milliarden Franken hat der Bund bis heute zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Corona-Schocks bereitgestellt, das Gros in Form von Bürgschaften und Garantien. Gut 20  Milliarden fliessen in die Arbeitslosenversicherung, um zu verhindern, dass das Sozialwerk derart in die roten Zahlen rutscht, dass es per 2021 aufgrund des eingebauten Sanierungsmechanismus die Lohnbeiträge erhöhen müsste, was einen Ausstieg aus der Krise erschweren könnte.

Dank den jährlichen Überschüssen konnte der Bund seine Schulden in den letzten 15  Jahren um fast 30  Milliarden abbauen. Und kann jetzt den sprunghaften Anstieg der Neuverschuldung um rund 30  Milliarden Franken gut verkraften.

Einzigartige finanzielle Gesundheit

«Die finanzielle Gesundheit der Schweiz ist global gesehen einzigartig», sagt auch Arturo Bris, Direktor des IMD World Competitiveness Center. In der Bewältigung der Corona-Krise sei sie in einer viel besseren Position als Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und die USA. «Auch die Verschuldungskapazität ist nach wie vor hoch, da die Gesamtverschuldung im Verhältnis zum BIP nur 40  Prozent beträgt.» Zum Vergleich: Deutschland kommt auf 70  Prozent, Frankreich auf 120  Prozent und die USA auf 136  Prozent.

Trotzdem wurde es Finanzminister Ueli Maurer an der Sondersession zu bunt, und er warnte das Parlament: «Ich sitze auf dieser Kasse, mehr gibt es jetzt einfach nicht!» Doch die National- und Ständeräte hörten nicht auf ihn und verteilten dann trotzdem noch etwas mehr Geld.