Helvetia Schweiz Superwoman

Jetzt erst recht! Warum die Schweiz für die Corona-Krise gut gewappnet ist

Florence Vuichard
Von Bastian Heiniger und Florence Vuichard
am 11.06.2020 - 09:00 Uhr

Helvetia schlägt zurück: Die Schweiz hat, was es jetzt braucht – einen guten Branchenmix, einen gewichtigen Pharmasektor, eine tiefe Staatsverschuldung, ein gutes Auffangnetz sowie kurze Wege zwischen Wirtschaft und Politik.

Quelle: Shutterstock

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Geht nun alles bachab? Von wegen. Die Schweiz ist so gut aufgestellt wie kaum ein anderes Land.

Der Bundesrat hat im Eiltempo eine Art fast lückenloses Netz zur Besitzstandswahrung aufgespannt, eine Art bedingungsloses Corona-Grundeinkommen. Jetzt ist es Zeit, wieder auszusteigen. «Wir dürfen nicht versuchen, krampfhaft die Welt von vorher wiederherzustellen. Das wäre sehr unschweizerisch», mahnt Avenir-Suisse-Ökonom Salvi. «Eine Stärke der Schweiz war immer, dass sie fähig war, auf Krisen zu reagieren und sich den neuen Bedingungen anzupassen.» Auch strukturell.

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So hat sich etwa nach der Bankenkrise, dem Fast-Kollaps von UBS und CS und der Abschaffung des Bankgeheimnisses der Bankensektor aufgrund der höheren Eigenkapitalanforderungen und der Weissgeldpflicht stark verändert: Sein Anteil an der direkten Wertschöpfung gemessen am BIP fiel von gut 8,5 auf knapp 5  Prozent. Im Gegenzug sind die Finanzinstitute jetzt robust und konnten sich mit ihrem Kreditprogramm als eine wertvolle Stütze der Schweizer Volkswirtschaft beweisen.

«Weltmeister im Agieren unter Margendruck»

Der Frankenschock wiederum hat zwar in der hiesigen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie rund 18 000 Jobs gekostet, trieb die Betriebe aber in innovativere, margenträchtigere Nischen, was sie wiederum für die aktuelle Krise besser gewappnet hat.

Auch ZKB-Anlagechef Schenk betont die positiven Seiten des durch die Frankenaufwertung auferlegten, unfreiwilligen Fitnessprogramms. «Wir sind Weltmeister im Agieren unter Margendruck.» Die Frankenstärke sei zwar nicht lustig, habe aber exportierende Unternehmen dazu diszipliniert, die Kosten im Griff zu haben. «Andere Länder im Euroraum mussten nicht so kompetitiv sein.»

Reformen statt Konjunkturprogramme

Zurück in die Zukunft, so geht es jedenfalls nicht. Gross ist deshalb die Skepsis in Wirtschaft und Verwaltung gegenüber sogenannten Konjunkturprogrammen. «Sie kommen immer zu spät und waren fast immer am falschen Ort», sagt etwa Swissmem-Präsident Hess. Die Liquiditätskredite reichten aus, es brauche keine weiteren Programme. «Dafür braucht es bessere Rahmenbedingungen», sagt Hess und plädiert letztlich für Reformen statt Programme.

«Historisch betrachtet, ist die Schweiz aus jeder Krise besser rausgekommen, als sie zuvor war», sagt auch Judith Bellaiche, grünliberale Nationalrätin und Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbands der ICT- und Online-Branche Swico. «Denn Krisen lösen hierzulande den Reformstau.» Und ermöglichten Dinge, die zuvor als unmöglich taxiert wurden. Insbesondere bei der Digitalisierung. «Mittel- bis langfristig betrachtet kann das für die Schweiz eine Chance sein.»

Und was Warren Buffett betrifft: Er wartet ab. Denn in den nächsten Quartalen könnte es noch den einen oder anderen spannenden Kursrutscher geben. Und so dürften sich auch für ihn noch Chancen auftun. Vielleicht auch wieder in der Schweiz.