Im globalen Geschäft mit Schmuck und anderen Luxusartikeln gibt es heute zwei grosse Namen: LVMH aus Frankreich und die Genfer Richemont. Aus diesen zwei Konzernen könnte einer werden – wenn sich ein Gerücht bewahrheiten sollte.

Konkret: Die «Finanz und Wirtschaft» spekuliert heute Mittwoch über ein mögliches Zusammengehen zwischen den beiden Giganten des Luxusgeschäfts und stützt sich dabei auf die Einschätzungen mehrerer Analysen. «Ich bin überzeugt, dass (Bernard) Arnault nicht lockerlassen wird, bis er Richemont hat», sagt ein anonymer Branchenkenner im Bericht mit Blick auf LVMH-Besitzer Bernard Arnault. Die Konzerne selber wollen das Gerücht nicht bestätigen.

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Cartier strahlt heller als Tiffany

Demnach sprechen verschiedene Gründe für eine Hochzeit: So sehe sich LVMH beim Schmuck gegenüber Richemont im Hintertreffen: Den Franzosen gehört die US-Marke Tiffany, die allerdings nur etwa die Hälfte des Umsatzes von Richemonts Brand Cartier erziele. Und auch die anderen Luxusmarken von Richemont strahlten heller als jene von LVMH.

Eine Fusion scheint auch aus finanziellen Gründe plausibel, so seien die Geldströme aus dem Tagesgeschäft von LVMH – der Cashflow – so stark, dass sich der selber schwerreiche LVMH-Patron Bernard Arnault den Schweizer Konkurrenten problemlos leisten könnte – die beiden Konzerne trennt an der Börse ein 330 Milliarden Franken tiefer Bewertungsgraben.

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Johann Rupert hat das Sagen

Eine Übernahme hängt aber vom Einverständnis von Richemont-Eigner Johann Rupert ab; der südafrikanische Milliardär kontrolliert den Konzern über seine Stimmenmehrheit. Und der 71-jährige Milliardär scheint an einem Verkauf kein Interesse haben, obwohl nicht klar ist, wer nach seinem wegen seines Alters absehbaren Rückzug das Zepter übernimmt.

Deshalb nimmt die «Finanz und Wirtschaft» dem Gerücht zum Schluss des Artikels gleich selber die Schärfe: «Eine Annäherung von LVMH und Richemont dürfte auch deshalb nicht über Nacht passieren. Da sind sich die Analysten einig», heisst es im Bericht.

An der Börse scheinen die Spekulationen zu verpuffen. In einem schwachen Marktumfeld fällt der Kurs der Richemont-Papiere kurz vor Mittag um 1,35 Prozent auf 142,50 Franken. 

 «Wo Rauch ist, ist auch Feuer»

Branchenexperte Oliver Müller vom Beratungsunternehmen Luxeconsult hat auch schon vom Gerücht vernommen und kann sich ein Zusammengehen der beiden Konzerne vorstellen.

 «Wo Rauch ist, ist auch Feuer. LVMH ist immens erfolgreich, aber im Uhrengeschäft ist der Konzern keine Grösse. Sein Anteil von sechs Prozent am Markt für Schweizer Luxusuhren verblasst im Vergleich mit Richemonts Stellung. Und LVMH-Besitzer Bernhard Arnault interessiert sich bekanntlich sehr fürs Uhrengeschäft , er hat sogar zwei seiner Söhne als Manager in die Branche geschickt.»

Richemont-Eigner Johann Rupert könnte sich zum Verkauf bereit erklären, glaubt Müller. «Rupert würde so viel Geld herauslösen und würde im Gegenzug vermutlich auch eine Beteiligung an LVMH erhalten. Das ist attraktiv.» Für den Branchenkenner ist auch ein Teilverkauf von Richemont-Marken denkbar. «LVMH pickt sich vielleicht nur die Perlen Cartier, Van Cleef und die Schweizer Uhrenhersteller heraus.»

(mbü)