In der Vergangenheit wurde Disziplin missbraucht. Menschen wurden diszipliniert, um sie gefügig und kleinzumachen. Disziplin war Strafe und Machtausübung. Kein Wunder, dass Disziplin mit Strenge, Rigidität und Zwang assoziiert wird sowie mit Einschränkung und Verzicht. Ergo: Disziplin ist negativ und eine Spassbremse. Das ist falsch. Davon muss man sich lösen und bewusst gegenlenken, denn Disziplin schenkt Freiheit ungeheuren Ausmasses. Sie öffnet Türen für neue Möglichkeiten und erweitert Horizonte.
Disziplin ist Befreiung. Eine gesunde Selbstdisziplin ist die Grundlage für Erfolg und Freude. Sie ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und Selbstwirksamkeit. Deutlich wird es, wenn man sieht, wie jemand aufgrund eines Unfalls massiv gehbehindert war und durch intensives, diszipliniertes Training wieder laufen kann. Jeder weiss, wie fantastisch sich Siege oder Erfolge anfühlen, wenn sie schwer zu erreichen waren. Wenn man sich überwinden und dranbleiben musste, um über sich hinauszuwachsen. Gelingt einem das, ist man erfüllt von Freude und Stolz.
Es ist besser, Disziplin als positive Weggefährtin anzusehen, die einem hilft, Wünsche und Ziele zu erreichen, dabei Unwägbarkeiten zu meistern und ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen. Es braucht die Fähigkeit, sich selbst zu steuern und Verantwortung zu übernehmen. Zudem muss man agil und adaptiv sein, um auf Änderungen adäquat zu reagieren. Disziplin ist dabei die Erfüllungsgehilfin, die einem den Müssiggang gönnt, um dann mit einem freundschaftlichen «Komm, leg das weg, wir ziehen das jetzt durch» anzuschubsen. Sie fördert das Durchhalten und hilft, die innere Kraft zu kultivieren. Disziplin liefert den Nährboden, aus dem sich alles entwickeln kann. Mit ihr können wir Unlust überwinden, mit alten Gewohnheiten brechen und Hürden meistern, um Besseres zu erreichen.
Im Buddhismus ist das Konzept der Befreiung durch Disziplin fest verankert. Man kann das leicht auf unser heutiges Leben übertragen und Disziplin als etwas Positives und Helfendes ansehen. Sie ist der Motor für die eigene Entwicklung. Sie ist das Bindeglied zwischen Zielen, die man hat, und deren Verwirklichung. Sie hilft uns, uns mehr zuzutrauen und aktiv zu werden. Sie fördert Frustrationstoleranz und Emotionsregulation, um richtig zu reagieren und zu handeln. Disziplin ist nicht angeboren, sie wächst und gedeiht wie ein Pflänzchen, das man hegt und pflegt. Wenn wir das tun, liefert sie uns Selbstwirksamkeit – und das ist das Beste, was wir erleben können.