Im Westen steigt ein unberechenbarer US-Präsident in den Sattel und legt einen wilden politischen Ritt hin. Aus dem Osten galoppiert eine künstliche Intelligenz daher, die die Börsenkurse ins Schlingern und die Anlegerinnen und Anleger ins Schwitzen bringt.

Weltweit findet ein Rodeo der Ereignisse statt, vor dem auch Schweizer Firmen nicht gefeit sind. Dabei markieren die jüngsten Vorfälle nur die Spitze des Eisbergs. Unter der Oberfläche warten zig Herausforderungen: Ein starker Franken fordert exportorientierte Firmen heraus. Die Inflation dämpfte die Konsumentenstimmung; erholt hat sich die Stimmung nicht bei allen. Die Zinswende verteuerte das Geld, und die Geopolitik verspricht keine Sicherheit.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Angesichts dieser Gemengelage ist es wenig überraschend, dass viele Firmen haushälterischer mit dem Geld umgehen. Sie besinnen sich auf ihr Kerngeschäft und stossen geschäftsfremde – vor allem aber risikoreiche – Bereiche wieder ab. Das ist richtig so – auch angesichts der Tatsache, dass einiges aus dem Ruder gelaufen ist: Muss die Baloise eine Umzugsplattform unterhalten, Lonza ins Kapselgeschäft einsteigen und die Migros Reisen anbieten? Und wie viel «frischen Wind» bringt eine Innovationsmanagerin in eine Airline-Gesellschaft, wenn sie die verschiedenen Boeings nicht auseinanderhalten kann? Wenig, denkt man. Doch diese Antwort wäre zu einfach.

Die Wahl der richtigen Strategie ist ein Hochseilakt, dessen Ausgang nicht immer gewiss ist. Die Lösung liegt in einer Mischform zwischen Diversifizierung und Fokussierung. Der Pendelausschlag, der wilde Zukäufe und Experimente förderte, ist zum Glück vorbei. Das bedeutet aber nicht, dass Unternehmen gleich alle Zukäufe stoppen und nur noch in der Nische arbeiten. Lieber investieren sie die verfügbaren Mittel in weniger Transaktionen, dafür wohlüberlegte. Der richtige Weg, wie auch jüngste Zahlen von KPMG belegen: 2024 wurden weniger Transaktionen als im Vorjahr vorgenommen – das Deal-Volumen steigerte sich jedoch um über die Hälfte. Das ist die richtige Richtung.

Doch ein Entscheid gegen einen Kauf bedeutet auch das Risiko, eine Chance zu verpassen. So wie bei Roche, die 2018 ins Geschäft mit Abnehmpillen hätte einsteigen können. Sie unterliess es, Eli Lilly schlug zu und ist heute im Besitz eines ihrer aussichtsreichsten Wirkstoffkandidaten. Jeder Verzicht auf eine Investition ist auch ein Verzicht auf mögliche zusätzliche Umsätze. Das Pendel soll also auch nicht zu stark in die Gegenrichtung ausschlagen und jegliche risikoreichen Transaktionen verhindern. Denn Wachstum ohne Risiko ist nicht möglich.