Eine Immobilienexpertin, eine Startup-Gründerin, eine Schuldenberaterin, eine Kunstexpertin und ein Vermögensverwalter erklären, wie sie verschiedene Summen investieren würden.
So investiert ein Vermögensverwalter
«Unser Investment-Fokus liegt zurzeit auf Aktien, Unternehmensobligationen und einer gezielten Selektion von Infrastrukturaktien», sagt Timo Dainese, Gründer und geschäftsführender Partner bei Zugerberg Finanz. Der Vermögensverwalter gewann das diesjährige BILANZ-Ranking der besten Geldmanager – in der Periode über fünf Jahre erzielten die Zuger die besten Leistungen.
«Die massive Geldschwemme spricht für Aktien, also Sachwerte», so Dainese. Er empfiehlt Firmen in einer natürlichen Monopolstellung mit langfristigen und inflationsindexierten Verträgen beziehungsweise Konzessionen – Infrastruktur-Unternehmen wie den Pflegekonzern Orpea, die Wasser- und Recyclingfirma Veolia, den Baukonzern Vinci und das Energieunternehmen Enel.
Einstecken können in einer Rezession
«Bei den Aktien fokussieren wir uns primär auf Dividendentitel, in Kombination mit einzelnen Growth-Titeln. Wichtig ist, dass wir jeden Titel einzeln auswählen.» Dabei gilt es, die rezessionsresilientesten sowie zukunftsträchtigsten Unternehmen zu finden – und bei Bedarf diese auch auszuwechseln, wenn sich die Aussichten verschlechtern.
«Bei den Dividendentiteln gefallen uns Swiss Life, Novartis, Zurich und Vonovia, bei den weniger Dividenden bezogenen Titeln Partners Group, HBM Healthcare und Sika. Aber auch Microsoft und Amazon halten wir in gewissen Strategien.»
Die Höhe des Investitionsbetrages ist dabei nur sekundär. Denn bei Zugerberg Finanz gibt es genau eine «Investment View», die konsequent für alle Kunden und Vermögensgrössen in allen Investmentstrategien umgesetzt wird. Unterschiede gibt es nur durch die einzelnen Risikoprofile. Heisst: Eine Anlageklasse, Aktie oder Obligation gefällt für alle Kunden in einem Risikoprofil – oder für keinen.
«Wenn wir also Aktien innerhalb der vom Risikoprofil vorgegebenen Bandbreite übergewichten, dann gewichten wir Aktien in allen Strategien über. Wenn wir Europa gegenüber USA bevorzugen, dann in allen Strategien», so Dainese.
Wie würde ein Vermögensverwalter investieren?
Timo Dainese, Zugerberg Finanz:
Was mache ich mit 50'000 Franken?
- Liquiditätsreserve auf die Seite legen
- Risikoprofil definieren
- Gemischtes Portfolio umsetzen mit den Anlageklassen Obligationen, Aktien, Infrastruktur und Privatmarktanlagen
- Aufgrund der «kleinen» Anlagesumme (und dadurch Rückschluss auf kleineres Gesamtvermögen) nur gelistete, jederzeit handelbare Wertpapiere
- Ausgewogene Strategie bei 45 Prozent Unternehmensanleihen, 11 Prozent Immobilien- und Infrastrukturaktien, 36,5 Prozent Aktien und 6 Prozent gelistete Privatmarktanbieter
- Lösung mit Einzeltiteln bevorzugen gegenüber (schlecht gemanagten) Fonds
Was mache ich mit 250'000, 1 Million oder 10 Millionen Franken?
- Die Investitionsquoten sind dieselben wie bei der Strategie für 50'000 Franken
- Bei steigenden Investmentvolumen stehen aber auch gewisse illiquidere Gefässe und Nischenprodukte (ILS und Private Equity) zur Verfügung, doch die Investitionsthemen bleiben dieselben
- Diese illiquideren Anlagen können durch die geringere Korrelation auch die Diversifikation im Gesamtportfolio erhöhen. Denn: Je mehr in den liquiden/ traditionellen Kapitalmärkten agiert wird/ werden muss, desto höher ist die Korrelation der einzelnen Anlagen, insbesondere in Krisenzeiten. Mit grösseren Vermögen können beispielsweise auch Liegenschaften erworben werden, oder Private Placements in nicht kotierten Gesellschaften. Diese erhöhen die Diversifikation, und allenfalls auch die Ertragsaussichten. Sie sind dann aber nicht jederzeit veräusserbar und unterstehen auch nicht entsprechender Regulierung. Somit hat man allenfalls höhere Risiken.
Generell sollte vor der Tätigung eines Investments eine solide Liquiditätsplanung gemacht werden, damit sichergestellt wird, dass das für das Investment eingesetzte Kapital nicht in wenigen Monaten doch benötigt wird. Denn oftmals gehen schlechte Marktphasen mit einer schlechten Wirtschaftslage einher, in der wegen Arbeitslosigkeit oder Umsatzrückgang allenfalls auch höherer Kapitalbedarf besteht, warnt Dainese. «Wir empfehlen daher, ein Polster von zwei bis drei Jahren an Liquiditätsbedarf als Cash zu halten.»
Weniger, aber riskanter
Daneben gilt es, die Risikofähigkeit und die Risikobereitschaft zu definieren. Was sind meine Ziele, was sind meine Erwartungen, mit welchen Schwankungen und Verlusten kann ich leben? «Aufgrund des Nullzinsumfeld muss heute mehr Risiko genommen werden, um eine angemessene Rendite zu erwirtschaften. Wir empfehlen deshalb, betragsmässig tendenziell etwas weniger zu investieren, dafür mit diesem Betrag etwas grössere Risiken einzugehen», sagt Dainese.