Zum 12. Mal hat BILANZ undercover für einen echten Kunden die Dienstleistugen von Banken geprüft. Dieses Jahr war der Fall besonders verzwickt.
Ihre Köpfe hatten die Vermögensverwalter bei der Präsentation vor Kunden und Jury am 9. März nicht wirklich frei. Punktgenau elf Jahre nachdem die Hausse an den Börsen begonnen hatte, setzte der Ausverkauf ein. Der SMI verlor zum Handelsbeginn fast sieben Prozent. «Heute hat die Märkte eine richtige Panik erfasst», sagte Thomas Markovsky von der DZ Privatbank vor der Jury.
Das Institut ist die Privatbank von allen Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland. Markovsky ist häufig in Deutschland unterwegs. Zur Präsentation kam er mit seinem Kollegen Jörg Schäfer ins Schloss. Den Abverkauf an den Börsen konnte er vergleichsweise gelassen betrachten: Zwei Wochen vor der Präsentation hatte die DZ Privatbank einen Trendbruch erkannt und Aktien untergewichtet – also die Anlageklasse in den Depots reduziert.
50 Prozent Aktien, 50 Prozent Anleihen
Die DZ-Berater hatten einen umfangreichen Fragebogen geschickt, um die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen. Die Problematik des hohen Kapitalbedarfs im Verhältnis zum Gesamtkapital wurde thematisiert. Geraten wird zu einem ausgewogenen Portfolio aus 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen. Vor allem Einzeltitel, mit Nachhaltigkeitsfiltern analysiert, finden sich dort. «Insgesamt ein ausgewogenes Mandat, wobei der Kapitalerhalt im Vordergrund steht», urteilt das IVA. Die jährliche Million soll über Verkäufe und Dividenden aufgebracht werden.
Der Jury ist der Vorschlag etwas zu ausgewogen. Stephanie Feigt wunderte sich, warum man in der strategischen Allokation den 50:50-Standard gewählt hat und nicht eine individuell auf die Kundenziele zugeschnittene Allokation. «Stiftungsvermögen ist per se sehr sicherheitsorientiert. Man hat die Verantwortung für die Gelder», erklärte Markovsky. Wegen des jährlichen Verbrauchs von einer Million dürfe man nicht zu starke Risiken eingehen.
Jurymitglied Kurt Haug kritisierte den hohen Anteil von Anleihen. «Warum wollen Sie Obligationen kaufen, die negativ rentieren? Der Verlust ist garantiert. Mit Blue Chips mit drei bis vier Prozent Dividende fährt man besser», sagte er. Die Obligationen im DZ-Portfolio weisen eine Verfallsrendite von 0,03 Prozent auf.
Dieser Artikel erschien in der Mai-Ausgabe 2020 der BILANZ.