Lachs springt aus dem Wasser vor schwarzem Hintergrund

König der Flüsse

Tina Fischer
Von Tina Fischer
am 08.12.2022 - 17:15 Uhr

Der Lachs: Beliebt zum Fischen, als Investment und auf dem Teller.

Quelle: Getty Images

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Auf dem Teller deliziös, als Investment vielversprechend, zum Fischen ein Spektakel – der Lachs ist ein Fisch der Extraklasse.

Klaviermusik erfüllt den Raum. Kleine Lämpchen leuchten in warmem Licht und halten ihren Schein der einsetzenden Dämmerung des Spätsommers entgegen. Neben weiss gedeckten Tischen geben Palmen der Atmosphäre ein südländisches Flair – auch wenn der Süden weit weg ist, hier, in diesem Wintergarten, mitten in Norwegen.

An einem der Tische sitzt ein grosser Mann: perfekt sitzender Anzug, gestärktes Hemd, goldene Krawatte und ein freundliches Lächeln. Sein Namensschild verrät: Das ist Mikael Forselius, Direktor des Hotels Britannia in Trondheim. Eines, wenn nicht gar des besten Fünf-Sterne-Hotels Norwegens.

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Britannia Palmehaven
Foto: Tina Fischer
Foto: Tina Fischer

Ein livrierter Kellner stellt eine Platte mit fein säuberlich geschnittenem, rosa schimmerndem Lachs vor ihn auf den Tisch. «Lachs-Sashimi», beginnt Forselius zu schwärmen, «die Tradition will, dass jeder erste Wildlachsfang als Sashimi serviert wird.»

Dabei leuchten die blauen Augen auf, die Gedanken schweifen an einen anderen Ort; an einen Fluss, rund eine Stunde vom Hotel entfernt: die Gaula. Dieser gelegentlich träge, manchmal reissende, zumeist aber zufriedene Fluss sucht sich seinen Weg vom Landesinneren nach Trondheim.

Und genau wie der Fluss suchen jährlich Tausende silbrig glänzende Lachse ihren Weg die Gaula hinauf. Das Ziel: der eine Flusspool, in dem sie geboren wurden – um selber zu laichen und sich fortzupflanzen.

Lachs Sashimi auf einer Schieferplatte
Foto: Shutterstock
Foto: Shutterstock

Für Mikael Forselius die schönste Zeit des Jahres, denn dann beginnt die Wildlachssaison. Punkt Mitternacht des 1. Juni startet sie, Punkt Mitternacht des 31. August endet sie. In dieser Zeit wechselt der Hoteldirektor vom Anzug in Gummistiefel, vom Hotel Britannia in die rustikale Lodge an der Gaula, als Accessoire gilt Angelrute statt Krawatte.

«Lachsfischen ist wie Ferrarifahren: dieser Kick zwischen dem Drücken des Pedals und der leicht versetzten Beschleunigung, genau so fühlt sich das Fangen eines Lachses an.» Die Kunst dabei: Fliegenfischen. Kleine Imitate lokaler Fliegen verlocken die in der Paarungszeit nicht fressfreudigen Lachse zum impulsiven Schnappen.

Heute ist die Technik des meditativen Werfens der Fliegen weitverbreitet, doch geprägt haben sie britische Lords. Reisefreudige Fliegenfischer suchten nach neuen Flüssen; in Knickerbocker, Hemd und mit Tweed-Hut entdeckten die Adligen die grössten Lachsflüsse der Welt. Fand sich ein ergiebiger Fluss, sprach es sich schnell herum und ein Tourismusgeschäft entstand – in Trondheim bereits 1870 mit dem Bau des Hotels Britannia. Ein Zuhause abseits des eigenen Zuhauses für fliegenfischende Lords.

Zwei Lachsfischer im Boot am Fischen auf der der Gaula
Foto: Wil Lee-Wright
Foto: Wil Lee-Wright

Was früher vermögenden Fürsten, Lords und Königen vorbehalten war, erfreut sich heute breiter Beliebtheit. Doch Fliegenfischen an der historischen Gaula bleibt kostspielig.

Eine Woche Lachsfischen während der bereits auf drei Monate begrenzten Lachssaison kostet mit Vollpension bis zu 10’000 Franken – preislich vergleichbar mit einer Woche Heliskiing in Kanada. Nur wird beim Heliskiing in luxuriösen Lodges übernachtet, Lachsfischerreisen entbehren zumeist jeglichen Luxus.

Lodge an der Gaula
Foto: Wil Lee-Wright
Foto: Wil Lee-Wright

«Unsere Lodge ist auf acht Personen und einen Koch ausgelegt. Die Badezimmer werden geteilt.» Das stört aber die Fliegenfischer nicht – stehen sie doch bis zu zehn oder mehr Stunden im Wasser und fischen nach ihrem Glück. Wer einen Lachs fängt, lässt ihn entweder frei oder entscheidet sich, den einen Fisch zu behalten. Und ihn als Sashimi zu geniessen.

Mit einem Klick auf den blauen Button folgt der nächste Gang.