Lachs springt aus dem Wasser vor schwarzem Hintergrund

König der Flüsse

Tina Fischer
Von Tina Fischer
am 08.12.2022 - 17:15 Uhr

Der Lachs: Beliebt zum Fischen, als Investment und auf dem Teller.

Quelle: Getty Images

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Auf dem Teller deliziös, als Investment vielversprechend, zum Fischen ein Spektakel – der Lachs ist ein Fisch der Extraklasse.

Der livrierte Kellner erscheint erneut. Dieses Mal serviert er ein Tatar vom Zuchtlachs aus Frøya. Das Fleisch leuchtet rosa, der Biss ist weicher, der Geschmack scheint fettiger. «Zuchtlachs unterscheidet sich klar von Wildlachs. Wer die beiden Fische blind degustiert, vermutet zwei verschiedene Fischarten», so Mikael Forselius.

Die Erklärung dafür ist eine einfache: Während Wildlachse ständig in Bewegung sind, drehen Zuchtlachse ihre Kreise im Netz. Durch den geringen Bewegungsradius und steten Zugang zu Futter bilden sie mehr Fett, das wiederum als Geschmacksträger fungiert. Forselius präferiert zwar Wildlachs, sieht aber ein, dass auch Zuchtlachs seine Berechtigung hat – als Grundlage und Ergänzung der Welternährung.

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Zuchtlachstatar im Hotel Britannia, dazu ein Glas Meursault
Foto: Tina Fischer
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Zwei Autostunden entfernt, eingebettet zwischen grünen Hügeln, roten Häuschen und blauem Atlantik, liegt die Insel Frøya. Das abgelegene Eiland kämpfte bis vor wenigen Jahrzehnten mit starker Abwanderung, heute ist es das Zuhause eines Schwergewichts der globalen Lachszucht: Salmar.

Pål Storø, ein kräftiger Mann mit Glatze und norwegischem Humor, ist seit langem dabei. Seine genaue Position bei Salmar will er nicht nennen, doch er bestätigt, was Forselius bereits andeutete: «Nur rund 3 Prozent der weltweiten Ernährung basieren auf Essen aus dem Meer», so der Lachsexperte. «Entsprechend viel Steigerungspotenzial besteht, das wir mit Zuchtlachsen erfüllen können.»

Ein Lachs springt im Netz der Firma Salmar
Foto: Tina Fischer
Foto: Tina Fischer

Dass jedoch – wie bei jeder Tierzucht – Kritiker vorhanden sind, dessen ist sich auch Pål Storø bewusst, und er winkt schulterzuckend ab, als die Thematik von Antibiotika, Schlachtung und zerstörten Fjorden aufkommt.

Bekannte Themen, die das Unternehmen seit Jahren immer wieder hört und offiziell adressiert. Doch schlussendlich müsse ein Lachs sterben – das sei bei anderen Tierzuchten nicht anders.

Salmar versucht, Kritikern entgegenzukommen, und lässt Interessierte ihre Fabrik besuchen. Sie erhalten einen Einblick in den gesamten Prozess: Von der Schlachtung über das Filetieren bis zum Verpacken der Lachsfilets.

Nichts für Zartbesaitete, doch der Besuch fördert das Verständnis. Dazu erklärt Storø, dass sie ein neues Zuchtsystem aufbauen. Sogenannte Offshore-Farmen, die mitten im Meer statt direkt vor den Fjorden stehen und dadurch die wilden Lachse sowie die Natur schützen.

Bisher erhielt Salmar für ihre Bemühungen Anerkennung. Die Aktienkurse kletterten Jahr für Jahr nach oben und erreichten während Corona ein Allzeithoch. Doch nun hat sich ihr Wert innert kürzester Zeit halbiert. Der Grund ist aber nicht ein Umweltskandal, sondern neue Steuerpläne der Regierung sowie eine mögliche Fusion mit Norway Royal Salmon, bei der rechtliche Hürden bestehen.

Entsprechend skeptisch sind Analysten beim Investieren. Wenn sich jedoch die Offshore-Farmen als überzeugende Lösung herausstellen und die Zuchtfarm ihre Umweltprobleme weiter minimiert, dann stellen Salmar-Aktien eine attraktive Portfolioergänzung dar.

Denn Zuchtlachs wird sich auch in Zukunft grosser Beliebtheit erfreuen: zu festlichen Anlässen, aber auch im Alltag. Dazu kommt, dass Zuchtlachs um einiges nachhaltiger ist als Rind oder Schwein. Und billiger als Wildlachs. Oder in Pål Storøs Worten: «Mit Wildlachs kann man nicht die ganze Welt ernähren.»

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