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PersonDavid Marcus
An David Marcus führt bei Facebook kein Weg vorbei. Nach Gründer Mark Zuckerberg ist er dort die derzeit wichtigste Person. Seit Sommer leitet der gebürtige Genfer die neu gebildete Einheit F2, was für «Facebook Financial» steht. Dort bündelt der Social-Media-Konzern alle Projekte, die mit Finanzdienstleistungen in Zusammenhang stehen. Etwa Facebook Pay, mit dem sich auf Facebook, Messenger, Instagram sowie WhatsApp Geld überweisen lässt, sei es unter Freunden, für Spenden oder für Einkäufe – Letzteres, ohne dass man auf die Seite des Händlers umgeleitet wird.
Als Chef von F2 kümmert sich Marcus auch um Novi. Die Facebook-Tochter, die bis letzten Frühling noch Calibra hiess, entwickelt eine eigene digitale Geldbörse für verschiedene Kryptowährungen. Auch die Shoppingfunktionen von WhatsApp in Indien, dem mit 400 Millionen Benutzern grössten Markt für die Dienstleistung, unterstehen Marcus, ebenso wie jene in Brasilien. Dort musste er jedoch einen Rückschlag hinnehmen, als die Behörden den Bezahldienst kurz nach der Lancierung aus Wettbewerbsüberlegungen wieder stoppten. Indonesien und Mexiko will er als Nächstes angehen. Ziel der Initiative ist, KMUs rund um die Welt als Geschäftspartner zu gewinnen. Positiver Nebeneffekt: Wenn die User auf den sozialen Medien einkaufen, erhöht sich auch der Werbeumsatz des Konzerns, so das Kalkül.
Extremen Gegenwind muss David Marcus dafür mit seinem Leuchtturmprojekt Libra erfahren. Die Kryptowährung war 2019 ambitioniert gestartet: Eine private Komplementärwährung mit weltweiter Gültigkeit hätte sie werden sollen, die auch jenen 1,7 Milliarden Menschen in Entwicklungsländern, die keine Bankverbindung haben, eine Zahlungsmöglichkeit gibt. Überweisungen rund um die Welt sollten damit so einfach, schnell und günstig erledigt werden können wie das Versenden einer SMS. Doch der Widerstand von Politikern und Notenbanken ist enorm, fürchten sie doch um ihr Währungsmonopol. Auch viele potenzielle Benutzer sind skeptisch angesichts des Absenders Facebook, der als Datenkrake verschrien ist: «Ein System mit Milliarden Benutzern hat Risiken. Die Fragen sind sehr legitim, und sie verdienen es, mit den richtigen Lösungen beantwortet zu werden», so Marcus. Das gelingt ihm nur teilweise: Die EU hat unlängst eine scharfe Regulierung für Kryptowährungen erlassen, die direkt auf Libra zielt. Richtig gestartet ist Marcus’ Prestigeprojekt immer noch nicht.
(Stand: Dezember 2020)