BILANZ: Kaum haben sich die medialen Wogen wegen der hohen Löhne geglättet, zügelt Marcel Ospel von Basel in ein Steuerparadies. Bringt dies Ihr Kommunikationskonzept durcheinander?
Mark Branson: Nein. In den letzten fünf Jahren haben wir schon ganz andere kommunikative Herausforderungen gemeistert.
Ihr Rezept gegen die Personifizierungsstrategie der Medien?
Geschichten um Personen sind zurzeit gefragter als analytische. Die Presse folgt bloss diesem Trend. Als Unternehmen ist es falsch, dies zu negieren, aber ebenso falsch, dies zu verstärken. Bei der UBS vermeiden wir auch bei der Kommunikation ein Klumpenrisiko. Wir haben nicht einen Botschafter, sondern mehrere.
Sie meinen neben Marcel Ospel auch Peter Wuffli?
Beispielsweise.
Was war Ihre schwierigste Aufgabe als UBS-Kommunikationschef?
1998 erreichte der Ruf der Bank seinen Tiefpunkt. Um ihn zu retten, galt es, nicht nur von Transparenz und Offenheit zu reden, sondern diese auch zu zeigen – in Worten und Zahlen. Die Bank musste ihre traditionelle Zurückhaltung überwinden. Wir mussten lernen, auch Fehler und Enttäuschendes zu kommunizieren – und das, was verbessert werden muss.
Und jetzt befördert Sie die UBS ab 1. Januar zum CEO von UBS Securities Japan. Sind Sie da nicht etwas weit weg vom Hauptsitz?
UBS macht zehn Prozent ihres Geschäfts in Asien. Nicht China, sondern Japan ist heute der wirtschaftlich grösste Markt. Japan hat die schmerzhafte Erfahrung mit den faulen Krediten hinter sich und zeigt sich offener und optimistischer. Aber wir sind nicht die Einzigen, die eine Chance sehen. Die Konkurrenz ist wieder härter. Meine Ernennung hat mich überrascht, aber es ist eine grosse Herausforderung.
Sprechen Sie Japanisch?
Nein. Es ist wie das Schweizerdeutsche.
Wie bitte?
Es ist kaum zu verstehen und nirgendwo sonst zu gebrauchen.
Mit der Schweiz bleiben Sie als Präsident des UBS Verbier Festival Orchestra verbunden. War dies eine Ihrer Bedingungen?
Ja. Ich habe die Aufgabe erst vor zwei Jahren vom ehemaligen UBS-Generaldirektor Georges Gagnebin übernommen und dazu noch viele Pläne. Meine neuen Kollegen und unsere Kunden in Japan sind übrigens vom Orchester hoch begeistert. Es hatte vor einem Jahr in Tokio einen spektakulären Erfolg, spielte vor ausverkauftem Haus, und ein Mitglied der kaiserlichen Familie war unter den Gästen. Im Herbst 2006 steht wieder Japan auf dem Programm.
Die UBS lässt sich ihr Orchester viel kosten. Alles in allem einen zweistelligen Millionenbetrag, weit mehr als das UBS-Sponsoring der Alinghi kostet.
Wir rühmen uns nicht mit der Höhe des finanziellen Engagements. Ausschlaggebend sind die Arbeit und die Ausstrahlung des Orchesters, das zu den weltweit besten Nachwuchsorchestern zählt. Wir sind das einzige globale Ensemble, mit über 100 jungen Musikerinnen und Musikern aus 46 verschiedenen Ländern. Dazu kommt das neue Kammerorchester, das derzeit mit Maxim Vengerov arbeitet, einem der ganz grossen Musiker der Welt, der sich auch als Unicef-Botschafter für eine tolerantere Weltbevölkerung engagiert.
Für die Tournee im November, die in Bern, Lausanne und Zürich beginnt und bis nach Mexiko, Buenos Aires und São Paulo führt, ist der chinesische Pianist Lang Lang ein Publikumsmagnet. Der 23-Jährige macht weltweit Furore. Was erwartet das Schweizer Publikum?
Am 16. November werden wir in Zürich in der Maag EventHall neue Wege einschlagen. Durch ein lockeres, für klassische Musik unübliches Ambiente werden wir die vermeintlich elitären Grenzen öffnen und vermehrt auch ein junges Publikum ansprechen. Am Vorabend spielt das Orchester übrigens ausschliesslich für UBS-Mitarbeitende.
Klassik mit Disco-Ambiente – wie muss man sich das vorstellen?
Lassen Sie sich überraschen. Wir werden zum Beispiel mit Licht und Bewegung übliche Grenzen überschreiten.
Ihre Begeisterung ist spürbar. Sie sprechen mehr übers UBS-Orchester als über die Bank.
Über UBS wurde schon viel mehr gesagt und geschrieben als über unser Orchester.
Mark Branson, 37, ist seit 2002 als Chief Communication Officer und Mitglied des Group Managing Board weltweit für Kommunikation und Branding der UBS verantwortlich. Am 1. Januar wird er CEO von UBS Securities Japan.