Was in Cham und Vevey begann, ist heute ein weltweit agierender Grosskonzern: Nestlé machte 2023 einen Umsatz von 93 Milliarden Franken und ist verantwortlich für 16 Prozent des Börsenwertes des SMI. In der Schweiz macht Nestlé 1,1 Milliarden Franken Umsatz. Eine stolze Zahl, aber nur ein Bruchteil dessen, was die Firma international umsetzt. Dieses Verhältnis widerspiegelt sich auch auf der Stufe der Geschäftsleitung: Kein einziges Mitglied hat den Schweizer Pass.

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Das ist zwar nachvollziehbar angesichts der internationalen Ausrichtung. Werden 99 Prozent des Umsatzes im Ausland generiert, dann soll das Ausland auch in der Geschäftsleitung vertreten sein. Doch die Internationalisierung hält schleichend Einzug in viele Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen. Die Absicht dahinter ist klar: Neue Ansichten, verschiedene Kulturen, frische Ideen sowie Erfahrungen aus anderen Ländern und Märkten sollen ins Gremium kommen.

Ausserdem ist der hiesige Talentpool eingeschränkt. Logisch, dass Firmen darum im Ausland Ausschau halten. Vor allem auch, weil die Schweiz zwar einzelne grosse Unternehmen hat, aber nicht mehrere vergleichbare. Entsprechend ist auch hier der Blick über die Grenzen naheliegend. Damit Schweizer in die engere Auswahl kommen, müssen sie sich sputen. Denn das Ausland schläft nicht, ambitionierte Expats interessieren sich für hochdotierte und prestigeträchtige Positionen in der Schweiz. Da bringt auch der Heimvorteil Schweiz wenig.

Schade ist die Internationalisierung trotzdem, denn so geht ein Stück der hiesigen Kultur verloren. Die Schweizer Identität verschwindet langsam aus Schweizer Unternehmen. Zusätzlich geht unter, dass Tradition ihren Wert hat. Schweizer pochen aufs Detail, der Schweizer Markt ist einzigartig und die hiesige Diplomatie weltweit beliebt. Das sind Vorteile, auf die keine Firma verzichten kann.

Bräuchte es also eine Schweizer Quote auf Verwaltungs- und Geschäftsleitungsstufe? Nein, das wäre nicht zielführend. Etwas anders sieht es höchstens bei Firmen aus, die hierzulande politisch stark verflochten sind, Stichwort Banken. Da macht es Sinn, Schweizerinnen und Schweizer an der Spitze zu haben. Fliesst ein öffentliches Interesse ins Geschäftsmodell ein, liegt eine Staatsbeteiligung vor oder ist es eine systemrelevante Firma, dann ist es für Ausländerinnen und Ausländer einerseits enorm aufwendig, die hiesigen Gepflogenheiten kennenzulernen. Andererseits hilft es der Akzeptanz sowie der Sichtbarkeit im Land, wenn eine Person in Führungsposition der Schweizer Sprachen mächtig ist und die Kultur versteht.

Doch trotz der Schweizer Verschachtelung gilt auch hier: Am Schluss gehören die Besten in die Führungspositionen. Qualifikation vor Nationalität.