Den Investoren ist der Appetit auf Fleisch- und Milchersatz auf Pflanzenbasis gründlich vergangen. Der Kurs des Branchenprimus Beyond Meat ist seit Jahresbeginn um fast 80 Prozent auf unter 12 Dollar gefallen. Beim weltweit grössten Hersteller von Hafermilch, der schwedischen Firma Oatly, sieht es nicht besser aus: Auf Jahressicht haben Anleger mit der Oatly-Aktie mehr als 75 Prozent verloren. Sehr unappetitliche Quartalsergebnisse hatten die eingetrübte Stimmung in der Vegi-Branche noch verschlechtert.

Ein Lichtblick ist das Schweizer Food-Start-up Planted. Das ETH-Spin-off produziert seit 2019 Fleisch auf Erbsenbasis und ist europaweit das am schnellsten wachsende Unternehmen für veganen Fleischersatz. Dem negativen Umfeld kann sich auch Planted nicht völlig entziehen. «Die Branche erlebt jetzt eine Konsolidierung», sagt Co-Gründer Pascal Bieri. Das Branchenwachstum flacht ab. Heute rächt sich, dass viele Anbieter zu wenig in Geschmack investiert haben. Konsumenten wurden von den neuen Produkten teils nicht angesprochen, andere gar verekelt.

Dank einer Finanzierungsrunde über 70 Millionen Franken im September bleibt Planted auf Wachstumskurs. Neu werden die pflanzenbasierten Produkte bei Rewe in Norddeutschland angeboten. Auch in Frankreich, Italien und England arbeitet Planted mit neuen Partnern in Detailhandel und Gastronomie. «Für uns ist dieses rasante Wachstum eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt Bieri.

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Pascal Bieri  / Ethan Brown

Verlierer und Gewinner Ethan Brown (r.), CEO von Beyond Meat, muss massiv Leute entlassen. Währenddessen bleibt Planted auf Wachstumskurs – Mitgründer Pascal Bieri hat gut Lachen.

Quelle: Samuel Truempy / Max S. Gerber/Redux/laif

Konsumenten greifen in Zeiten hoher Inflation weniger oft zu veganen Fleischalternativen, da diese in den meisten Fällen deutlich teurer sind als Fleisch. Nicht so die veganen Produkte von Planted, die in der Schweiz nicht teurer als herkömmliches Fleisch und in den anderen Märkten etwas günstiger als Bio-Fleisch sind – im Umfeld steigender Preise ein grosser Wettbewerbsvorteil.

Anders als viele andere Fleischalternativen enthalten die veganen Produkte von Planted keine Zusatzstoffe. Alle Zutaten wie Erbsen, Hafer und Sonnenblumen sind natürlich. Das ist ein entscheidender Vorteil, denn Konsumenten, die sich klimafreundlich ernähren, legen auch Wert auf gesunde Lebensmittel. Lange Listen mit Füllstoffen, Emulgatoren oder Geschmacksverstärkern sind Verkaufskiller.

 

Steigende Preise für Agrarrohstoffe sind eine zusätzliche Herausforderung für die Produzenten von Fleischersatz. Planted bezieht die Rohwaren von mehreren strategischen Lieferanten, das gibt eine gewisse Preissicherheit. «Durch den Einsatz neuer Rezepturen und einer starken Skalierung bei der Produktion ist es uns zudem gelungen, den Rohwareneinsatz zu senken», betont Bieri.

In der Fabrik in Kemptthal werden über eine Tonne pflanzenbasiertes Fleisch pro Stunde produziert. Während bei Beyond Meat und Oatly Stellen abgebaut werden, ist Planted auf der Suche nach einem Standort für eine weitere Fabrik.