Das überraschende Comeback von Big Oil
Die Kurse der Mineralölkonzerne dürften sich wieder erholen. Langfristig zählt, dass diese die Energiewende nicht verpassen.
Exxon Mobil fuhr letztes Jahr mit 22,4 Milliarden Dollar den grössten Verlust seit mehr als vierzig Jahren ein. Der Konzern hat ein massives Kostenproblem, und dieses wurde in der Corona-Krise schonungslos offengelegt. Noch 2012 war Exxon das teuerste Unternehmen der Welt. Jetzt dümpelt der Aktienkurs im Vergleich mit dem Vor-Corona-Niveau bei einem Minus von 35 Prozent herum.
Im Sommer wurde das Unternehmen zudem nach 92 Jahren aus dem Dow-Jones-Aktienindex geworfen. Offen ist, ob Exxon an seiner Dividendenpolitik festhalten kann. Schon 2020 musste der Konzern Schulden aufnehmen, um seine üppigen Dividenden zu bezahlen.
Exxon Mobil hat ein massives Kostenproblem.
Einen wirklichen Kurswechsel Richtung Alternativenergie gibt es beim amerikanischen Mineralölunternehmen bis jetzt nicht. «Den Konzern nicht frühzeitig auf die Energiewende vorzubereiten, ist unserer Einschätzung nach ein strategischer Fehler», sagt Nicolas Hefti von der BKB zu Exxon Mobil. Die Firma sei operativ schon seit einiger Zeit unter Druck. «Relativ betrachtet ist die Bewertung noch immer zu hoch.»
Auch Daniel Benz von der ZKB ist skeptisch. Damit Investitionen und Dividenden gedeckt seien, brauche Exxon einen Ölpreis um 58 Dollar. «Der Breakeven-Ölpreis ist damit auch im globalen Vergleich sehr hoch.» Die Beurteilung des Titels laute «neutral», so Benz. Dieser Beurteilung schliesst sich auch die SGKB an. «Exxon hat viel zu lange zu hoch investiert und in der Krise zu spät reagiert», so Matthias Müller von der St. Galler Kantonalbank.
Nationalität: USA
Umsatz (2020): 181,5 Mrd. Dollar
Verlust (2020): 22,4 Mrd. Dollar
Börsenkapitalisierung: 221,7 Mrd. Dollar
Anzahl Mitarbeitende: 74 900
Kurs-Buchwert-Verhältnis: 1,33
Dividendenrendite (2020): 8,44%