Immer mehr Unternehmen versprechen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie aber sieht eine saubere Klimapolitik wirklich aus?
- Kapitel 1So erkennen Sie Greenwashing
- Kapitel 2Trick 1: Bäume pflanzen
- Kapitel 3Trick 2: Kerngeschäft nicht ändern
- Kapitel 4Trick 3: Lieferanten ausklammern
- Kapitel 5Trick 4: Unklare Claims
- Kapitel 6Trick 5: Ohne wissenschaftliche Basis
- Kapitel 7Trick 6: Keine externe Überprüfung
- Kapitel 8Trick 7: Billige Zertifikate kaufen
- Kapitel 9Trick 8: Internes CO2-Pricing fehlt
Ob Fashion-Label oder In-Hotel: Bäume pflanzen ist hoch im Kurs bei Unternehmen, die ihre Klimabilanz aufbessern wollen. Auch alte Kämpen wie Nestlé entdecken das Thema. Konzernchef Mark Schneider will in den nächsten Jahren 200 Millionen Bäume pflanzen lassen. Nur: Aufforsten ist längst nicht der «Easy fix» fürs Klima, als welcher er bisweilen propagiert wird.
«Bäume pflanzen kann ein Element sein», sagt Reto Knutti, ETH-Professor und weltweit renommierter Klimaforscher. Aber es sei keine alleinige Lösung. Wald nimmt nur CO₂ auf, wenn er wächst. Ist er einmal da, ist er ein Nullsummenspiel fürs Klima; und werden Bäume gefällt und verbrannt, so geben sie wieder CO₂ ab. Mit Aufforsten lasse sich deshalb höchstens Zeit kaufen, und auch das nur beschränkt, sagt Knutti; denn Bäume liessen sich nicht überall pflanzen, weil die Flächen anders genutzt würden. «Zudem muss man sehr vorsichtig sein, wo und wie man aufforstet, damit man nicht bestehende Ökosysteme zerstört.» Entscheidend ist deshalb, dass die Organisation, die das Aufforsten übernimmt, das mit der notwendigen Sorgfalt tut – und dies ist längst nicht immer der Fall.
Klar ist: Die Baumpflanzerei ist mittlerweile so inflationär, dass Expertinnen wie Katharina Reuter von Unternehmensgrün, dem deutschen Wirtschaftsverband für nachhaltige Unternehmen, sagen: «Wenn mir ein Hotel sagt, es pflanze einen Baum, wenn ich das Handtuch zweimal verwende, dann ist das nicht seriös. Diese Nummer zieht bei mir nicht mehr.» Wichtiger wären echte Nachhaltigkeitsleistungen, zum Beispiel ein Frühstück mit Bio-Bestandteilen, sagt die Nachhaltigkeitsspezialistin.