Immer mehr Unternehmen versprechen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie aber sieht eine saubere Klimapolitik wirklich aus?
- Kapitel 1So erkennen Sie Greenwashing
- Kapitel 2Trick 1: Bäume pflanzen
- Kapitel 3Trick 2: Kerngeschäft nicht ändern
- Kapitel 4Trick 3: Lieferanten ausklammern
- Kapitel 5Trick 4: Unklare Claims
- Kapitel 6Trick 5: Ohne wissenschaftliche Basis
- Kapitel 7Trick 6: Keine externe Überprüfung
- Kapitel 8Trick 7: Billige Zertifikate kaufen
- Kapitel 9Trick 8: Internes CO2-Pricing fehlt
Zugegeben, das interne CO₂-Pricing ist die hohe Schule des Klimaschutzes. Aber ohne dieses wird glaubwürdiger Klimaschutz auf Dauer nicht zu machen sein. Das Prinzip: CO₂ bekommt intern ein Preisschild und wird bei allen Investitionsentscheidungen voll angerechnet. Das ist nicht zu verwechseln mit dem CO₂- Schattenpreis, der intern zu einer Parallelrechnung führt und der sich deshalb als wenig tauglich erwies. Ein tatsächlicher interner CO₂-Preis verhindert klimaschädliche Investitionen – falls der Preis entsprechend hoch angesetzt ist.
Wie das geht, hat Swiss Re, als Rückversicherer besonders sensibilisiert für Klimarisiken, vorgemacht. Am Zürcher Mythenquai gilt seit dem 1. Januar eine interne Kohlenstoffabgabe von 100 Franken pro Tonne. Das heisst, für jede Tonne CO₂, die in die Atmosphäre geht, werden der verursachenden Geschäftseinheit 100 Franken angerechnet, und zwar unabhängig davon, ob die Emissionen im eigenen Betrieb (Scope 1), beim Energielieferanten (Scope 2) oder ob sie indirekt (Scope 3), etwa in Form von Flugemissionen, anfallen. Bis 2030 wird der Preis auf 200 Franken angehoben.
Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, zu welchen Schleuderpreisen zurzeit Zertifikate zu haben sind (vergleiche Trick 7). Swiss Re orientiert sich am Preis, den es braucht, um eine Tonne CO₂ zu sequestrieren, also um sie aus der Atmosphäre zu filtern und wieder im Boden zu verstauen. Andere Preismodelle für CO₂ basieren auf den Schäden, die durch den Klimawandel entstehen, versuchen also, die externen Kosten zu internalisieren. So oder so: Swiss Re hat am 1. Januar neue Standards beim Klimaschutz gesetzt.