Eisbären auf schmelzenden Schollen

8 Tricks: Wie Unternehmen ihre CO2-Bilanz aufhübschen

Seraina Gross Handelszeitung
Andreas Güntert Handelszeitung
Von Seraina Gross und Andreas Güntert
am 19.02.2021 - 15:07 Uhr

Eisbären auf schmelzender Scholle: Der Klimawandel bedroht ihren Lebensraum.

Quelle: Tessy Ruppert

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Immer mehr Unternehmen versprechen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie aber sieht eine saubere Klimapolitik wirklich aus?

Zertifikate galten lange als Wundermittel, um die Klimakrise zu bewältigen. Doch der Nutzen des Offsettings, also der Kompensation der eigenen Klimaemissionen über Klimaprojekte in Ländern, in denen sie weniger kostet, ist bis jetzt dürftig. Von den Zertifikaten, die unter dem Kyoto-Protokoll ausgestellt wurden, hätten nur gut ein Viertel tatsächlich etwas bewirkt, sagt Patrick Hofstetter, Klimaexperte beim WWF.

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Unternehmen, die das Klima wirklich schützen wollen, sollten keine billigen Zertifikate erwerben.

Quelle: Unsplash

Das Problem: Klimazertifikate gibt es zuhauf. So sind bereits für 3000 Millionen Tonnen CO₂-Zertifikate ausgestellt worden oder werden noch ausgestellt. Das entspricht einem Viertel der CO₂-Emissionen Chinas, des weltweit grössten Emittenten. Die Preise sind im Keller: Eine Tonne CO₂ zu kompensieren, kostet heute oft gerade mal ein paar Dutzend Rappen. Das ist viel zu wenig. Zudem haben Klimazertifikate keine Verfallsdaten. Das heisst, mit dem Zertifikat wird womöglich über ein Projekt kompensiert, das schon lange abgeschlossen ist. «Damit bewegt man gar nichts beim Klimaschutz», sagt Patrick Hofstetter.

Für Unternehmen, die sich nicht nur ein grünes Mäntelchen umlegen wollen, sondern das Klima tatsächlich schützen wollen, heisst das: Hände weg von billigen Zertifikaten. Damit die Kompensation tatsächlich einen Klimaeffekt hat, braucht es einen funktionierenden Markt – und einen solchen gibt nach Meinung des ETH-Klimaexperten Reto Knutti erst, wenn der Preis für die Kompensation einer Tonne CO₂ bei mehreren hundert Franken liegt. Klar ist auch: Die Kompensation, wenn es sie denn überhaupt braucht, sollte erst dann zum Zug kommen, wenn alle anderen Massnahmen ausgeschöpft sind.