Immer mehr Unternehmen versprechen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie aber sieht eine saubere Klimapolitik wirklich aus?
- Kapitel 1So erkennen Sie Greenwashing
- Kapitel 2Trick 1: Bäume pflanzen
- Kapitel 3Trick 2: Kerngeschäft nicht ändern
- Kapitel 4Trick 3: Lieferanten ausklammern
- Kapitel 5Trick 4: Unklare Claims
- Kapitel 6Trick 5: Ohne wissenschaftliche Basis
- Kapitel 7Trick 6: Keine externe Überprüfung
- Kapitel 8Trick 7: Billige Zertifikate kaufen
- Kapitel 9Trick 8: Internes CO2-Pricing fehlt
Zertifikate galten lange als Wundermittel, um die Klimakrise zu bewältigen. Doch der Nutzen des Offsettings, also der Kompensation der eigenen Klimaemissionen über Klimaprojekte in Ländern, in denen sie weniger kostet, ist bis jetzt dürftig. Von den Zertifikaten, die unter dem Kyoto-Protokoll ausgestellt wurden, hätten nur gut ein Viertel tatsächlich etwas bewirkt, sagt Patrick Hofstetter, Klimaexperte beim WWF.
Das Problem: Klimazertifikate gibt es zuhauf. So sind bereits für 3000 Millionen Tonnen CO₂-Zertifikate ausgestellt worden oder werden noch ausgestellt. Das entspricht einem Viertel der CO₂-Emissionen Chinas, des weltweit grössten Emittenten. Die Preise sind im Keller: Eine Tonne CO₂ zu kompensieren, kostet heute oft gerade mal ein paar Dutzend Rappen. Das ist viel zu wenig. Zudem haben Klimazertifikate keine Verfallsdaten. Das heisst, mit dem Zertifikat wird womöglich über ein Projekt kompensiert, das schon lange abgeschlossen ist. «Damit bewegt man gar nichts beim Klimaschutz», sagt Patrick Hofstetter.
Für Unternehmen, die sich nicht nur ein grünes Mäntelchen umlegen wollen, sondern das Klima tatsächlich schützen wollen, heisst das: Hände weg von billigen Zertifikaten. Damit die Kompensation tatsächlich einen Klimaeffekt hat, braucht es einen funktionierenden Markt – und einen solchen gibt nach Meinung des ETH-Klimaexperten Reto Knutti erst, wenn der Preis für die Kompensation einer Tonne CO₂ bei mehreren hundert Franken liegt. Klar ist auch: Die Kompensation, wenn es sie denn überhaupt braucht, sollte erst dann zum Zug kommen, wenn alle anderen Massnahmen ausgeschöpft sind.