In der Corona-Krise liegt eine Chance für das Schweizer Gesundheitswesen. Sieben Ideen, die unser Leben nach dem Lockdown bereits verbessern.
So tragisch die Covid-19-Krise ist: Für die Diagnostik ist sie eine Sternstunde. Unterschätzt und unterentschädigt im Vergleich zu den Medikamenten, geniesst sie nun plötzlich die Aufmerksamkeit, die sie eigentlich auch unter normalen Bedingungen verdienen würde – schliesslich geht 70 Prozent der Therapieentscheidungen in der ärztlichen Praxis ein diagnostisches Verfahren voraus.
An vorderster Front steht dabei er: Thomas Schinecker, seit 17 Jahren bei Roche und als Chef des Diagnostikgeschäfts des Basler Pharmakonzerns seit August 2019 verantwortlich für Umsätze von knapp 13 Milliarden Franken.
Von Haus aus promovierter Molekularbiologe steht er mit seinen Leuten hinter der Serie von Testerfolgen, mit denen Roche in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen sorgte: erster Sars-CoV-2-Test im Februar, Lancierung eines vollautomatischen Virustests Mitte März und nun, vor ein paar Tagen, die Zulassung eines Antikörpertests, von dem ab Juni 100 Millionen Stück weltweit zur Verfügung stehen werden.
Momentum aufseiten der Diagnostik
Das Emergency-Response-Team – eine Struktur, die sich bereits bei früheren Virenausbrüchen wie Ebola oder Zika bewährt habe – habe bereits im Januar seine Arbeit aufgenommen, sagt der Topmanager; also kurz nachdem das neue Coronavirus Sars-CoV-2 sequenziert und seine genetische Information öffentlich zugänglich gemacht worden war.
In Zeiten wie diesen zeige sich, wie gut eine Organisation aufgestellt ist, so Schinecker. «Uns war schon früh bewusst, dass wir dieses Virus sehr ernst nehmen müssen.» Vorstellungen, wonach Roche mit der Pandemie das grosse Geschäft macht, weist er zurück: «Wir profitieren nicht von Covid-19, der Test hat weltweit den gleichen Preis. Dieser ist so gestaltet, dass er für alle Gesundheitssysteme erschwinglich ist.»
Und mit Blick auf die Zukunft stellt Schinecker bereits jetzt fest: «Die Diagnostik wird anders wahrgenommen», viele Regierungen stellten fest, dass sie bei der diagnostischen Infrastruktur in den Spitälern und Labors einen Nachholbedarf hätten. Gut möglich, dass das Momentum trotz Krise und klammen Kassen noch länger aufseiten der Diagnostik bleiben wird.