In der Corona-Krise liegt eine Chance für das Schweizer Gesundheitswesen. Sieben Ideen, die unser Leben nach dem Lockdown bereits verbessern.
Die Schweiz ist ein hartes Pflaster, wenn es um neue Geschäftsmodelle im Gesundheitswesen geht. Das gilt insbesondere für den Einkauf von Medizinalgütern durch die Spitäler und Arztpraxen.
Käufer und Verkäufer kennen sich, man tritt sich nur ungern gegenseitig auf die Füsse, Preistransparenz ist ein Fremdwort. Doch jetzt gibt es Zug im Kamin, die Covid-19-Krise beschleunigt Entwicklungen, die vorher kaum vom Fleck kamen.
«Das Interesse ist gewaltig, die Pandemie hat die Schwächen des bisherigen Systems schonungslos offengelegt», sagt Philippe Hügli. Der Betriebsingenieur betreibt mit Hystrix Medical einen digitalen Marktplatz für alles, was Arztpraxen, Spitäler und Altersheime so brauchen: Masken, Verbandsmaterial, aber auch Krankenhausmöbel und medizinische Geräte.
Jetzt, da viele Gesundheitsdienstleister am Anschlag seien, zeige sich, wie wertvoll eine Plattform ist, bei der möglichst viele Informationen zentral verfügbar sind, sagt der Jungunternehmer, der sich als ehemals gut bezahlter Mitarbeiter des Medtech-Unternehmens Boston Scientific bestens auskennt in den Untiefen des Schweizer Gesundheitswesens.
Erhöhter Bedarf an Medizinalgütern
Die kritischen Stimmen seien fast ganz verstummt – und zwar auf Käufer- wie auf Verkäuferseite, sagt der Chef des Kleinunternehmens aus dem bernischen Langenthal. Stattdessen konnte Hystrix seit Ausbruch von Covid-19 Dutzende von Spitälern, Altersheimen und Arztpraxen neu auf der Plattform begrüssen.
«Vorher hatten wir sechzig bis siebzig feste Nutzer», jetzt sei bereits jedes zweite Spital bei Hystrix angeschlossen, sagt der CEO; ebenso wie einzelne kantonale Polizeikorps und Sicherheits- und Justizdirektionen, die in Zeiten von Corona ebenfalls einen erhöhten Bedarf an Medizinalgütern wie Masken, Schutzanzügen und Sterilia haben.
Kein Wunder, denkt man gross bei Hystrix: «Unser Ziel ist, ein Amazon für Ärzte, Spitäler und ihre Lieferanten zu bauen», sagt Philippe Hügli.
Die Beschaffung und der Vertrieb von Medizinalgütern müssen sich stärker an denen von Konsumgütern orientieren, ist er überzeugt. Und wie verdient er sein Geld? «Wir nehmen eine Kommission von 3 Prozent pro Einkauf.»