850'000 Mahlzeiten will das Portal «Too good to go» bisher vor dem Abfall gerettet haben, alleine in der Schweiz. Soweit die Theorie.
- Kapitel 1Purpose und Profit
- Kapitel 2These: Zahlen sind nicht die ganze Geschichte
- Kapitel 3These: App verleitet zu erhöhter Produktion
- Kapitel 4These: Für Greenwashing missbraucht
- Kapitel 5These: Fördert Schnäppchenmentalität
- Kapitel 6These: «Gerettete Mahlzeiten» werden doch weggeworfen
- Kapitel 7These: Bedürftige gehen jetzt leer aus
Fast 20 Millionen Nutzer in 15 Ländern Europas, den amerikanischen Markt im Visier: Die Anti-Waste-App Too Good To Go ist der Darling der internationalen Startup-Szene. Die Paarung von Purpose und Profitieren begeistert – auch in der Schweiz.
Mehr als 700'000 «Waste Warriors», wie die Nutzer bei Too Good To Go heissen, und mehr als 2000 Betriebe, darunter die Migros, konnte die dänische Nachhaltigkeitskönigin und Too-Good-To-Go-Chefin Mette Lykke hierzulande bereits hinter sich scharen; eine Armada im Kampf gegen eines der drängendsten Probleme unserer Zeit: dass ein Drittel der Nahrungsmittel irgendwann auf dem Weg vom Acker bis zum Teller auf der Strecke bleibt. Too Good To Go – ein modernes Märchen.
«Vermeidung von Verschwendung wird verwässert»
Doch es gibt auch kritische Stimmen. «Es gibt eine Gefahr, dass die ursprüngliche Bestimmung der Vermeidung von Verschwendung verwässert wird, wenn man darauf ein Geschäft aufbaut», sagt Urs Niggli, scheidender Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbaus (Fibl). Und: «Im schlimmsten Fall kommen sogar mehr Nahrungsmittel auf den Markt und die Verschwendung wird noch grösser».
Klar, die Gefahr bestehe, dass es auf Händlerseite zu einer Optimierung komme, sagt auch Olivia Keller von Sustainable Food Systems, einem Fibl-Spin-off; trotzdem sei es gut, dass es auch kommerzielle Initiativen gebe, «denn die Verschwendung ist so gravierend, dass es innovative Ideen und zielführendes Handeln von allen Seiten braucht».
Und Claudio Berretta vom Departement Life Sciences und Facility Management der ZHAW sagt: «Too Good To Go ist eine wertvolle Initiative», – so lange sie nicht die Angebote von Organisationen wie Tischlein-deck-dich konkurrenzierten, die Essen an Bedürftige abgeben. Gut gemeint oder wirklich gut: eine kritische Analyse zum Geschäftsmodell von Too Good To Go und ob die App wirklich hilft Verschwendung zu vermeiden, in sechs Punkten: