850'000 Mahlzeiten will das Portal «Too good to go» bisher vor dem Abfall gerettet haben, alleine in der Schweiz. Soweit die Theorie.
- Kapitel 1Purpose und Profit
- Kapitel 2These: Zahlen sind nicht die ganze Geschichte
- Kapitel 3These: App verleitet zu erhöhter Produktion
- Kapitel 4These: Für Greenwashing missbraucht
- Kapitel 5These: Fördert Schnäppchenmentalität
- Kapitel 6These: «Gerettete Mahlzeiten» werden doch weggeworfen
- Kapitel 7These: Bedürftige gehen jetzt leer aus
To Good To Good sieht seine Berufung nicht nur darin, Verschwendung konkret zu reduzieren; das mittlerweile mehr als 400 Frau und Mann starke Unternehmen sieht seine Rolle auch darin, der Anti-Food-Waste-Bewegung über ihre Plattform zur Durchbruch zu verhelfen.
Chefin Mette Lykke investiert deshalb einen Teil der Kommissionen – in der Schweiz liegen sie bei beachtlichen 2.90 Franken pro Transaktion – in Aufklärungsmaterial für Schulen. Zudem hat das Unternehmen eine Kampagne gestartet, um der gängigen Verwechslung von «zu verbrauchen bis» (für verderbliche Lebensmittel wie Fisch) und «mindestens haltbar bis» entgegen zu wirken. Dabei sollen Unternehmen dazu animiert werden, die Kennzeichnung «mindestens haltbar bis» um den Zusatz «oft länger gut» zu ergänzen.
Vermitteln Sparpreise den wahren Wert von Lebensmitteln?
50 Millionen Menschen will das Unternehmen so bis in diesem Jahr inspirieren. Nur: Lässt sich über Billigangebote wie sie bei Too Good To Go üblich sind, wirklich das Bewusstsein für den Wert von Nahrungsmitteln stärken?
«Das ist kein Widerspruch», sagt Claudio Berretta von der ZHAW. Denn die Nutzer würden ja oft einen Weg auf sich nehmen, um die Wert der Waren». Zudem signalisiere das Wording vom «Retten», dass es bei Nahrungsmitteln um etwa Wertvolles geht.
Auch die Tatsache, dass die Konsumenten bei den Überraschungstüten eine geringer Vielfalt in Kauf nehmen müssten, sensibilisiere in die richtige Richtung. Denn: «Verschwendung lässt sich nur vermeiden, wenn wir darauf verzichten, dass alle Nahrungsmittel immer und überall verfügbar sind».