Wenn die Welt aus dem Corona-Koma erwacht, wird sie eine andere sein: Neue Realitäten entstehen, bestehende Trends beschleunigen sich massiv.
- Kapitel 1Die Industrie dreht die Globalisierung zurück
- Kapitel 2Big Pharma ist nicht mehr böse
- Kapitel 3Gastronomie und Events werden stärker denn je
- Kapitel 4Der Tourismus wird sich auf das Lokale verlagern
- Kapitel 5Onlineshopping hebt ab
- Kapitel 6Die Digitalisierung bekommt einen riesigen Push
- Kapitel 7Die Arbeitswelt wird flexibler und lokaler
- Kapitel 8Das Militär erlebt einen Aufschwung
- Kapitel 9Gesundheits- und Energiepolitik werden nationaler
- Kapitel 10Umweltschutz ist nicht mehr prioritär
- Kapitel 11Die Wohlstandsschere öffnet sich weiter
- Kapitel 12Der Staat wird stärker als je zuvor
- Kapitel 13Die Politik wird nationalistischer und gefährlicher
- Kapitel 14Die geopolitische Orientierungslosigkeit nimmt zu
Für die Hotellerie gilt das kaum. Der Rückgang der Logiernächte wird von den Konsumenten nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, vermuten die Wirtschaftsforscher von BAK Economics.
Und danach wird die Tourismusindustrie anders aussehen: Nach den Erfahrungen mit Grenzschliessungen, Rückholflügen und Zwangsquarantäne werden die Urlauber weniger auf einem anderen Kontinent Ferien machen und vermehrt dort, wo man per Zug oder Auto hinkommt – und schnell wieder zurück.
«Die Lust der Schweizer auf die Schweiz wird steigen», nennt es Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus.
Teurere Flugpreise
Viele Airlines werden die Krise nicht überleben. Auch danach wird sich die Lust der Reisenden in Grenzen halten, dem Nachbarn stundenlang quasi auf dem Schoss zu sitzen.
Gut möglich dabei, dass die Behörden sicherheitshalber die Airlines zwingen werden, bis auf Weiteres die Mittelsitze freizuhalten – mit entsprechenden Folgen für die Ticketpreise.
So oder so: Die Zeiten, in denen ein Flug nach Mallorca für 19.90 Fr. zu haben war, sind vorbei, weil die Airlines viele gegroundete Flugzeuge gar nicht mehr in Betrieb nehmen werden. Auch die Diskussionen um den Ausbau von Flughäfen – wie etwa in Zürich – sind plötzlich nicht mehr relevant.
Individualreisen statt Massenveranstaltungen
Bis auf Weiteres tot sein wird jenes Segment der Tourismusindustrie, das in der letzten Dekade so stark wie kein anderes gewachsen ist, nämlich die Kreuzfahrtindustrie.
Wochenlang in einer winzigen Kabine ausharren zu müssen, weil das Schiff nirgends anlegen darf, mit Tausenden anderen Passagieren an Bord, davon Hunderte infiziert – dieses Drama konnte etwa bei der «MS Zaandam» oder der «Diamond Princess» weltweit auf allen Kanälen verfolgt werden.
«Es wird nicht das sein, was die Leute nach der Krise suchen», sagt Nydegger, zumal ein Drittel der Kreuzfahrer über 60 Jahre alt ist, also zur Risikogruppe gehört.
Kein Wunder, sanken die Aktien der grossen Kreuzfahrtfirmen seit Ausbruch der Krise stärker als alle anderen. Steigen wird hingegen – erste Zahlen aus China zeigen es – die Lust auf Individualreisen anstelle von Massenveranstaltungen.