Wenn die Welt aus dem Corona-Koma erwacht, wird sie eine andere sein: Neue Realitäten entstehen, bestehende Trends beschleunigen sich massiv.
- Kapitel 1Die Industrie dreht die Globalisierung zurück
- Kapitel 2Big Pharma ist nicht mehr böse
- Kapitel 3Gastronomie und Events werden stärker denn je
- Kapitel 4Der Tourismus wird sich auf das Lokale verlagern
- Kapitel 5Onlineshopping hebt ab
- Kapitel 6Die Digitalisierung bekommt einen riesigen Push
- Kapitel 7Die Arbeitswelt wird flexibler und lokaler
- Kapitel 8Das Militär erlebt einen Aufschwung
- Kapitel 9Gesundheits- und Energiepolitik werden nationaler
- Kapitel 10Umweltschutz ist nicht mehr prioritär
- Kapitel 11Die Wohlstandsschere öffnet sich weiter
- Kapitel 12Der Staat wird stärker als je zuvor
- Kapitel 13Die Politik wird nationalistischer und gefährlicher
- Kapitel 14Die geopolitische Orientierungslosigkeit nimmt zu
Nicht nur beim Shopping, sondern in allen Lebensbereichen wird die Digitalisierung durch Corona einen riesigen Push bekommen.
Auch Bildungseinrichtungen, von der Primar- bis zur Hochschule, bewiesen in kürzester Zeit, dass Teleunterricht zwar nicht problemlos, aber machbar ist: Die ETH etwa stellte innerhalb weniger Tage 95 Prozent ihrer 1600 Kurse für die über 20000 Studierenden online.
«Wenn wir eine solche Umstellung auf digitales Arbeiten politisch diskutiert hätten, wäre das eine endlose Debatte geworden», so Sunrise-Chef André Krause kürzlich in einem Interview: «Doch wenn die Situation nichts anderes zulässt, dann passieren die Dinge einfach.»
Mehr Breitbandleitungen
Der Boom bei Videoconferencing, Netflix und Co. wird die Versorgung mit Breitbandleitungen noch weiter fördern. Wer sechs Wochen Homeoffice mit ruckelnden Videokonferenzen ertragen musste, der erkennt den Widerstand gegen 5G-Netze als Luxusdiskussion.
Und dass ein Faxgerät zur Informationsübermittlung im Jahre 2020 nicht mehr opportun ist, mussten jetzt auch die Ärzte und Bundesämter merken angesichts des Chaos der unterschiedlichen Fallzahlen.
Das elektronische Patientendossier dürfte deshalb bald wieder auf den Tisch kommen, obligatorisch und zentral gesteuert.
Mit der Digitalisierung wird auch die Transparenz im Gesundheitssektor zunehmen, was die Kosten senkt. Und weil viele Patienten mit kleineren Wehwehchen nicht zum Arzt durften, konnten oder mussten sie Erfahrung sammeln mit der Telemedizin.
Zur Erstkonsultation an den Computer statt ins Wartezimmer des Hausarztes wird bald Standard werden. In China zeigt sich bereits, was möglich ist: Mehr als 100000 Ärzte beantworteten über die Onlineplattform Baidu Covid-19-Anfragen von Dutzenden Millionen Nutzern.
Kontaktloses Bezahlen statt Bargeld
Kein Zweifel: Der erfolgreichste Chief Digital Officer der Welt heisst Corona. Übrigens auch, was das kontaktlose Bezahlen angeht: Viele Geschäfte und Heimlieferdienste verweigern seit Ausbruch der Krise die Annahme von Bargeld, die Kunden wurden vor der Kasse zwangsdigitalisiert.
Selbst eine weitgehend bargeldlose Gesellschaft wie in Schweden scheint nicht mehr utopisch. «Wenn der Durchbruch der Bezahl-Apps nicht jetzt kommt, wann dann?», fragt Renato Flückiger, CIO der Valiant Bank.