Wenn die Welt aus dem Corona-Koma erwacht, wird sie eine andere sein: Neue Realitäten entstehen, bestehende Trends beschleunigen sich massiv.
- Kapitel 1Die Industrie dreht die Globalisierung zurück
- Kapitel 2Big Pharma ist nicht mehr böse
- Kapitel 3Gastronomie und Events werden stärker denn je
- Kapitel 4Der Tourismus wird sich auf das Lokale verlagern
- Kapitel 5Onlineshopping hebt ab
- Kapitel 6Die Digitalisierung bekommt einen riesigen Push
- Kapitel 7Die Arbeitswelt wird flexibler und lokaler
- Kapitel 8Das Militär erlebt einen Aufschwung
- Kapitel 9Gesundheits- und Energiepolitik werden nationaler
- Kapitel 10Umweltschutz ist nicht mehr prioritär
- Kapitel 11Die Wohlstandsschere öffnet sich weiter
- Kapitel 12Der Staat wird stärker als je zuvor
- Kapitel 13Die Politik wird nationalistischer und gefährlicher
- Kapitel 14Die geopolitische Orientierungslosigkeit nimmt zu
Sagt Ihnen Zoom etwas? Vor ein paar Monaten vermutlich nichts, inzwischen vermutlich schon.
Der amerikanische Videoconferencing-Dienst hat die Zahl seiner täglichen Nutzer durch die Krise von 10 auf 200 Millionen gesteigert, der Aktienkurs ging durch die Decke: 45 Milliarden Dollar war das Start-up zeitweise wert, so viel wie Lafarge-Holcim, Adecco und die Swatch Group zusammen.
Kein Wunder, denn Videokonferenz-Anbieter profitieren am meisten davon, dass viele nun von zu Hause arbeiten. Und das wird auch so bleiben: «Bis vor Kurzem haben viele Unternehmen Homeoffice prinzipiell abgelehnt.
Da sie nun dazu gezwungen sind, merken sie, dass das auch funktioniert», sagt Matthias Mölleney, Leiter des Center for Human Resources Management & Leadership an der Hochschule für Wirtschaft Zürich: «Die jetzige Krise bringt dem Homeoffice den Durchbruch.»
Damit dürfte auch Teilzeitarbeit populärer werden, weil sich gezeigt hat, dass man die Arbeit auch während des Tages übergeben kann. Ausserdem ist das Verständnis gewachsen, dass man sich während der Arbeit um Kinder kümmern muss.
Und wer in Zukunft an einer ganz normalen Grippe erkrankt, wird sich zweimal überlegen, ob er den Helden spielen und ins Büro kommen muss: «Gerade jetzt wird uns allen bewusst, wie sehr wir nicht nur auf unsere eigene Gesundheit achten müssen, sondern auch auf die der anderen», sagt Thomas Krieg, Regional Director Alps des Softwarekonzerns VMware.
Risiko Grossraumbüros
Die Arbeitsstätten werden sich ebenfalls ändern: Dass Grossraumbüros hinsichtlich Produktivität nicht der Weisheit letzter Schluss sind, ist seit Längerem bekannt.
Jetzt erweisen sie sich auch noch als Gesundheitsrisiko. Corona wird zu mehr Ellbogenfreiheit führen: grösserer Abstand zwischen den Schreibtischen, Sitzungszimmer mit halbierter Maximalkapazität, A- und B-Teams, die abwechselnd vor Ort und daheim arbeiten.
Auch die Anzahl der Geschäftsreisen wird dramatisch zurückgehen: Videoconferencing statt physischer Meetings wird The New Normal.
«Nach der Finanzkrise sind viele Passagiere der Business Class nach hinten in die Economy umgestiegen», sagt Unternehmensberater Henkel: «Nach der Corona-Krise steigen sie ganz aus.» Die Hälfte aller Geschäftsreisen könne durch Technologie ersetzt werden, glaubt er.